05.03.2019 - 21:20 Uhr
Gold
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Gold
Top Rezension
69
Es war so gut, dass ich ihr folgte...
Ach, Givenchy. Ach, Ropion... und all die Meilensteine der Parfumgeschichte, die er uns geschenkt hat...
Seid Ihr schon mal auf der Straße jemandem hinterhergerannt, um sie zu fragen, welches Parfum sie trägt? Ich habe das bisher nur zweimal im Leben gemacht. Einmal in Nizza... als Studentin... eine ebenfalls junge Frau ging an mir vorbei und ihr Parfum war unfassbar schön. Es war so gut, dass ich ihr folgte... "Vous portez quel parfum...?"
"Moi, je porte Ysatis de Givenchy".
Givenchy! Kannte ich bis zu diesem Zeitpunkt gar nicht. Am folgenden Tag begab ich mich sofort in die nächstgelegene Parfümerie und kaufte mir Ysatis. Es hat mich jahrelang begleitet.
Heute bekommt man das Extrait nicht mehr... und natürlich ist das Eau de Toilette reformuliert worden. Der Konzern LVMH, dem ja auch Guerlain gehört, muss brav die europäischen Auflagen erfüllen. Eichenmoos ging raus, zumindest das echte, Moschus ist heute ein anderes Aromachemical etc. - dennoch vermittelt auch das heute noch erhältliche EdT einen Eindruck von der Schönheit dieses Parfums.
Es hat besonders durch die Gewürznelke und die Tuberose einen außergewöhnlich starken Zauber, etwas Strahlendes, Erhabenes, sehr Besonderes.
Ja, klar, mal wieder so eine 80's - Bombe, mag mancher einwenden oder amüsiert den Kopf schütteln, Vintage - Verklärung, once again. Diese 50 + Typen, die die Düfte ihrer Jugend besingen- und ich gehöre auch dazu.
Früher war alles besser auf dem Parfummarkt... hört man ja oft, auch von mir.
Ysatis zum Beispiel war ein ganz normales französisches Parfum, das mit Sorgfalt und Liebe zum Detail komponiert worden war. 1984 kamen nicht 2000 neue Düfte auf den Markt, sondern eine sehr überschaubare Anzahl im Hunderterbereich. Douglas hatte keinen Flagship Store auf der Zeil oder der Kö und Guerlain keine exklusiven Reihen. Givenchy, Guerlain, Chanel und Caron waren mit ihren heute Mainstream genannten Parfums Luxus genug. Wer Ysatis kaufte, umgab sich mit einem edlen Duft und suchte nicht nach der nächsten Exklusiv - Edition von Roja Dove, der damals wohl noch Auszubildender bei Guerlain war (erzählt er zumindest immer).
Heute bist du dufttechnisch schlicht unterbelichtet, wenn du dich damit zufrieden gibst, einen "einfachen" Mainstream - Duft für unter 100 Euro in der Kaufhaus-Parfümerie zu erwerben. Sagen wir 'mal... so einen Allerweltsduft wie Coco Mademoiselle. Oder gar No. 5.
Schließlich gibt es das höherpreisige Segment. The glorious world of niche perfumery. Oder die unzähligen Exklusiv - Linien... von Chanel, Dior, Lalique... you name it. Was mal als Gegenbewegung zur Macht der großen Kosmetikkonzerne begann, nämlich der "niche sector" , ist schleichend von der Industrie übernommen worden, die ursprünglich bekämpft werden sollte.
Der Dschungel der Neuerscheinungen ist schier undurchdringlich.
Täglich bemühen sich unzählige Parfumos hier eine Schneise zu schlagen und sortieren, kommentieren, photographieren... - überwältigend. Zuweilen überfordernd, wenn man da tagtäglich Schritt halten will.
Wir jagen den holy grail, hunter or the hunted?
Ich gehe zur Zeit meine gesammelten Notizen aus vielen Jahren durch und schreibe fleißig Statements, um die Fülle der Eindrücke zu ordnen und mich zu befreien, denn ich merke, dass mir die Jagd nicht gut tut.
Schließlich stellt sich heraus, dass ich immer wieder zu den Vintages zurückkehre. Also sage ich mir:"Jawash, jawash". Slow down.
Kein Parfum der letzten Jahre hat mich so berührt und begeistert wie zum Beispiel Ysatis, Mitsouko oder Parure, um nur einige zu nennen.
Und trotzdem teste ich weiter.
Das ist doch eigentlich crazy. Ich freue mich immer wieder auf neue Parfums, obwohl die alten schon alles geboten haben, was geht. Ist das nicht absolut paradox?
Aber ich höre ja auch immer wieder neue Musik und genieße sie, obgleich ich meine Lieblingsbands und Komponisten habe. Wenn ich allerdings nur eine einzige Oper nennen müsste, die ich vor meinem Lebensende nochmal sehen möchte, einen einzigen Komponisten, ein einziges Festmahl oder ein einziges Romanwerk - ich wüsste doch, was ich antworten würde!
So verhält es sich letztlich auch mit Parfum.
Es gibt nur einige wenige, die ich mit auf die einsame Insel nehmen würde. Und wenn ich mich für ein einziges entscheiden müsste?
Nein, Ysatis wäre nicht mein "one and only - perfume", aber es käme unter meine Top 10.
Leute, für heute habe ich fertig!
Seid Ihr schon mal auf der Straße jemandem hinterhergerannt, um sie zu fragen, welches Parfum sie trägt? Ich habe das bisher nur zweimal im Leben gemacht. Einmal in Nizza... als Studentin... eine ebenfalls junge Frau ging an mir vorbei und ihr Parfum war unfassbar schön. Es war so gut, dass ich ihr folgte... "Vous portez quel parfum...?"
"Moi, je porte Ysatis de Givenchy".
Givenchy! Kannte ich bis zu diesem Zeitpunkt gar nicht. Am folgenden Tag begab ich mich sofort in die nächstgelegene Parfümerie und kaufte mir Ysatis. Es hat mich jahrelang begleitet.
Heute bekommt man das Extrait nicht mehr... und natürlich ist das Eau de Toilette reformuliert worden. Der Konzern LVMH, dem ja auch Guerlain gehört, muss brav die europäischen Auflagen erfüllen. Eichenmoos ging raus, zumindest das echte, Moschus ist heute ein anderes Aromachemical etc. - dennoch vermittelt auch das heute noch erhältliche EdT einen Eindruck von der Schönheit dieses Parfums.
Es hat besonders durch die Gewürznelke und die Tuberose einen außergewöhnlich starken Zauber, etwas Strahlendes, Erhabenes, sehr Besonderes.
Ja, klar, mal wieder so eine 80's - Bombe, mag mancher einwenden oder amüsiert den Kopf schütteln, Vintage - Verklärung, once again. Diese 50 + Typen, die die Düfte ihrer Jugend besingen- und ich gehöre auch dazu.
Früher war alles besser auf dem Parfummarkt... hört man ja oft, auch von mir.
Ysatis zum Beispiel war ein ganz normales französisches Parfum, das mit Sorgfalt und Liebe zum Detail komponiert worden war. 1984 kamen nicht 2000 neue Düfte auf den Markt, sondern eine sehr überschaubare Anzahl im Hunderterbereich. Douglas hatte keinen Flagship Store auf der Zeil oder der Kö und Guerlain keine exklusiven Reihen. Givenchy, Guerlain, Chanel und Caron waren mit ihren heute Mainstream genannten Parfums Luxus genug. Wer Ysatis kaufte, umgab sich mit einem edlen Duft und suchte nicht nach der nächsten Exklusiv - Edition von Roja Dove, der damals wohl noch Auszubildender bei Guerlain war (erzählt er zumindest immer).
Heute bist du dufttechnisch schlicht unterbelichtet, wenn du dich damit zufrieden gibst, einen "einfachen" Mainstream - Duft für unter 100 Euro in der Kaufhaus-Parfümerie zu erwerben. Sagen wir 'mal... so einen Allerweltsduft wie Coco Mademoiselle. Oder gar No. 5.
Schließlich gibt es das höherpreisige Segment. The glorious world of niche perfumery. Oder die unzähligen Exklusiv - Linien... von Chanel, Dior, Lalique... you name it. Was mal als Gegenbewegung zur Macht der großen Kosmetikkonzerne begann, nämlich der "niche sector" , ist schleichend von der Industrie übernommen worden, die ursprünglich bekämpft werden sollte.
Der Dschungel der Neuerscheinungen ist schier undurchdringlich.
Täglich bemühen sich unzählige Parfumos hier eine Schneise zu schlagen und sortieren, kommentieren, photographieren... - überwältigend. Zuweilen überfordernd, wenn man da tagtäglich Schritt halten will.
Wir jagen den holy grail, hunter or the hunted?
Ich gehe zur Zeit meine gesammelten Notizen aus vielen Jahren durch und schreibe fleißig Statements, um die Fülle der Eindrücke zu ordnen und mich zu befreien, denn ich merke, dass mir die Jagd nicht gut tut.
Schließlich stellt sich heraus, dass ich immer wieder zu den Vintages zurückkehre. Also sage ich mir:"Jawash, jawash". Slow down.
Kein Parfum der letzten Jahre hat mich so berührt und begeistert wie zum Beispiel Ysatis, Mitsouko oder Parure, um nur einige zu nennen.
Und trotzdem teste ich weiter.
Das ist doch eigentlich crazy. Ich freue mich immer wieder auf neue Parfums, obwohl die alten schon alles geboten haben, was geht. Ist das nicht absolut paradox?
Aber ich höre ja auch immer wieder neue Musik und genieße sie, obgleich ich meine Lieblingsbands und Komponisten habe. Wenn ich allerdings nur eine einzige Oper nennen müsste, die ich vor meinem Lebensende nochmal sehen möchte, einen einzigen Komponisten, ein einziges Festmahl oder ein einziges Romanwerk - ich wüsste doch, was ich antworten würde!
So verhält es sich letztlich auch mit Parfum.
Es gibt nur einige wenige, die ich mit auf die einsame Insel nehmen würde. Und wenn ich mich für ein einziges entscheiden müsste?
Nein, Ysatis wäre nicht mein "one and only - perfume", aber es käme unter meine Top 10.
Leute, für heute habe ich fertig!
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