17.07.2014 - 14:46 Uhr
Meggi
1019 Rezensionen
Meggi
Top Rezension
16
Unbekanntes Terrain
Von meiner Lieblingskollegin bekomme ich gelegentlich Pröbchen-Reste mitgebracht. Manches ist (vom Hersteller wie von ihr) gedacht für meine Frau, so wie meine Gaben umgekehrt zumeist den Weg zum Partner nehmen. Auf diese Weise haben sich bei mir zu Hause unversehens zwei florale Düfte mit Tuberose eingefunden. Meine Frau hat’s damit nicht so. Doch für mich ist es wohl an der Zeit, sich auch mal an durch und durch Damenhaftes heranzutrauen. TC umkreise ich als Kandidaten für den Beginn dieser Mission schon länger helikopterartig. Na dann los:
Was für ein Auftakt! Die Blumennote ist unblumig-brutal. Vor allem die ersten fast 30 Minuten erinnern mich direkt auf der Haut an den stechenden Geruch überreifen Weichkäses. Viel strenger, als selbst ein lange abgelaufenes Exemplar des ubiquitären Camemberts es je bieten könnte. Vielleicht Limburger oder Romadur. Eieiei, durchhalten! Beinahe eine Stunde dauert es insgesamt, bevor TC auf ganzer Linie etwas sanfter und runder geworden ist.
Phase zwei - ungefähr die zweite, dritte Stunde - scheint mir neben der Tuberose von einem Orangenblüten-Honig beherrscht. Dabei jedoch nicht derart süß wie just aufgedrehtes Honig-Glas, sondern abgefangen von einer ganz leicht bitter-pflanzlichen Note. Der Papyrus möglicherweise. Und Tuberose. Ist lange her, dass ich Papyrus pur gerochen habe. Bambus, wie er beim Chinesen zuweilen im Essen verarbeitet ist, mit einem Klecks Soja-Soße dazu, war meine nächste Idee. Und Tuberose. Nach drei Stunden vermeine ich schließlich, Jasmin wahrzunehmen. Einen von der strengeren Ausprägung. Und Tuberose.
Vor langer Zeit brachten die Großeltern uns Kindern ab und zu ein Zeug namens „Biomalz“ mit, das es offenbar bis heute zu kaufen gibt. Ein traditionelles Nähr- und Stärkungsmittel zweifellos üppigen Kaloriengehaltes. Ein zäher Sirup, sicherlich deutlich angenehmer als Lebertran, dennoch zu intensiv-malzig, um wohlschmeckend zu sein. Sozusagen der klebende Beweis dafür, dass früher nicht alles besser war. Einen ähnlichen Geruch nehme ich hier wahr, an der Grenze zum Animalischen bewegt er sich. Solch‘ konzentrierte Kraft ist in diesem Fall von Nutzen. Mit lieb käme man dieser Tuberose nämlich nicht bei. Die beiden Noten – die streng-bissige Tuberose und der wuchtige Malz-Ton - liefern sich etwa ab der fünften Stunde einen mitleidlosen Kampf. Gut, dass ich bloß Zuriecher bin, wenn diese beiden Schlachtrösser aufeinanderprallen.
Am mittleren Nachmittag ungläubiges Staunen: Wie, nach acht Stunden gibt er auf? Ich hatte mich endlich an dieses Dauerfeuer vom linken Handrücken her gewöhnt. Tatsächlich: Weg isser. Natürlich nicht vollkommen weg, ein paar Reste bleiben noch ein Weilchen, allerdings für seine Verhältnisse darf dergleichen eben als „weg“ gelten. Na ja, zugegebenermaßen hätte ein Abschied von langsamem Schwächeln und Schwinden zu so einem Duft nicht gepasst.
Dieser Brummer ist definitiv nichts für kleine Mädchen. Ihn zu tragen (wahlweise zu wagen), bedarf eines gewissen Formats. Überflüssig zu betonen, dass meine Kollegin dem vollauf gewachsen ist. Ich nicht. Obwohl ich den Duft bei mir weniger feminin finde als erwartet - oder befürchtet. Das hat mich überrascht. Allzu feminine Düfte mag ich selbst nicht tragen, aber der hier ist wegen seiner kompakten Unterlage malzigen Charakters zumindest an der Grenze des Tragbaren. Trotzdem mag ich andere Sachen einfach lieber. Das tut keinem weh, denn ein Vorstadt-Familienvater wie ich ist vermutlich ja nun nicht gerade die Kernzielgruppe; Herr Guillaume wird meinen Ausfall oder vielmehr mein Gar-nicht-erst-Stattfinden als Kunden folglich verschmerzen.
Fazit: Ein wuchtiger Duft für richtige Damen, geeignet sogar für pompöse Anlässe. Vor dem Flug bitte anschnallen!
Was für ein Auftakt! Die Blumennote ist unblumig-brutal. Vor allem die ersten fast 30 Minuten erinnern mich direkt auf der Haut an den stechenden Geruch überreifen Weichkäses. Viel strenger, als selbst ein lange abgelaufenes Exemplar des ubiquitären Camemberts es je bieten könnte. Vielleicht Limburger oder Romadur. Eieiei, durchhalten! Beinahe eine Stunde dauert es insgesamt, bevor TC auf ganzer Linie etwas sanfter und runder geworden ist.
Phase zwei - ungefähr die zweite, dritte Stunde - scheint mir neben der Tuberose von einem Orangenblüten-Honig beherrscht. Dabei jedoch nicht derart süß wie just aufgedrehtes Honig-Glas, sondern abgefangen von einer ganz leicht bitter-pflanzlichen Note. Der Papyrus möglicherweise. Und Tuberose. Ist lange her, dass ich Papyrus pur gerochen habe. Bambus, wie er beim Chinesen zuweilen im Essen verarbeitet ist, mit einem Klecks Soja-Soße dazu, war meine nächste Idee. Und Tuberose. Nach drei Stunden vermeine ich schließlich, Jasmin wahrzunehmen. Einen von der strengeren Ausprägung. Und Tuberose.
Vor langer Zeit brachten die Großeltern uns Kindern ab und zu ein Zeug namens „Biomalz“ mit, das es offenbar bis heute zu kaufen gibt. Ein traditionelles Nähr- und Stärkungsmittel zweifellos üppigen Kaloriengehaltes. Ein zäher Sirup, sicherlich deutlich angenehmer als Lebertran, dennoch zu intensiv-malzig, um wohlschmeckend zu sein. Sozusagen der klebende Beweis dafür, dass früher nicht alles besser war. Einen ähnlichen Geruch nehme ich hier wahr, an der Grenze zum Animalischen bewegt er sich. Solch‘ konzentrierte Kraft ist in diesem Fall von Nutzen. Mit lieb käme man dieser Tuberose nämlich nicht bei. Die beiden Noten – die streng-bissige Tuberose und der wuchtige Malz-Ton - liefern sich etwa ab der fünften Stunde einen mitleidlosen Kampf. Gut, dass ich bloß Zuriecher bin, wenn diese beiden Schlachtrösser aufeinanderprallen.
Am mittleren Nachmittag ungläubiges Staunen: Wie, nach acht Stunden gibt er auf? Ich hatte mich endlich an dieses Dauerfeuer vom linken Handrücken her gewöhnt. Tatsächlich: Weg isser. Natürlich nicht vollkommen weg, ein paar Reste bleiben noch ein Weilchen, allerdings für seine Verhältnisse darf dergleichen eben als „weg“ gelten. Na ja, zugegebenermaßen hätte ein Abschied von langsamem Schwächeln und Schwinden zu so einem Duft nicht gepasst.
Dieser Brummer ist definitiv nichts für kleine Mädchen. Ihn zu tragen (wahlweise zu wagen), bedarf eines gewissen Formats. Überflüssig zu betonen, dass meine Kollegin dem vollauf gewachsen ist. Ich nicht. Obwohl ich den Duft bei mir weniger feminin finde als erwartet - oder befürchtet. Das hat mich überrascht. Allzu feminine Düfte mag ich selbst nicht tragen, aber der hier ist wegen seiner kompakten Unterlage malzigen Charakters zumindest an der Grenze des Tragbaren. Trotzdem mag ich andere Sachen einfach lieber. Das tut keinem weh, denn ein Vorstadt-Familienvater wie ich ist vermutlich ja nun nicht gerade die Kernzielgruppe; Herr Guillaume wird meinen Ausfall oder vielmehr mein Gar-nicht-erst-Stattfinden als Kunden folglich verschmerzen.
Fazit: Ein wuchtiger Duft für richtige Damen, geeignet sogar für pompöse Anlässe. Vor dem Flug bitte anschnallen!
12 Antworten