Mein olfaktorischer "Sinneswandel" bzw. Weg zu Gourmanddüften
Der nachfolgende Blog handelt von meinen persönlichen Erfahrungen hinsichtlich des Genres "Gourmanddüfte". Es wird weder spezifisch wissenschaftlich zugehen, noch in irgendeiner Form einen wirklichen Merhwert insofern geben, als dass ihr etwas ultra Informatives erfahrt. Nein, ich möchte lediglich meine Eindrücke teilen, die ich mit süßen Gourmands in letzter Zeit gemacht habe.
Wer mir hier schon länger folgt bzw. meine Beiträge regelmäßig liest, weiß ja, dass ich v.a. klassischen Düften (besonders franz. Häusern) zugeneigt bin, die eben markant-männlich, gerne holzig oder eben typisch zitrisch-frisch (Herren-Colognes) riechen. Beim Betrachten meiner eher überschaubaren Sammlung fällt aber auch auf, dass ich sehr breit aufgestellt bin - und das aus gutem Grund, denn mir gefallen viele Richtungen und ich trage je nach Wetter, Anlass und Kleidung die verschiedensten Parfums. Doch es gibt eben ein Genre, mit dem ich lange Zeit nichts anfangen konnte (oder besser gesagt wollte), ehe ich vor geraumer Zeit Tom Ford's "Noir Extreme" kennen und wirklich lieben lernte: Gourmanddüfte.
Unter der Rubrik Duftvorlieben steht bei mir in der Kategorie "Ich mag nicht" u.a. "zu süße Gourmands".
Lange Zeit wollte ich nicht wirklich nach etwas Essbarem riechen und habe mich gegen Düfte dieser Art bockig gesträubt. Jedoch bin ich inzwischen (besonders in den letzten Monaten) nach diversen Tests von Düften, die nach bestimmten Naschspeisen riechen, zu einem Punkt angelangt, wo ich nun behaupten kann, dass ich Gourmands im Allgemeinen sehr mag, um bei einzelnen und bestimmten Düften sogar noch weiterzugehen und von "lieben" zu sprechen. Dies wurde mir gestern nochmal deutlich, als ich nämlich dank dem Parfumo Bastian "Velvet Tonka" von der Marke bkd Parfums testen durfte. Dieser Duft ist im Prinzip auch ausschlaggebend für diesen Blog. Er hat es mir so sehr angetan, dass ich den ganzen Tag wie ein Bekloppter meine Nase nicht von meinem Handrücken wegbekam und er bereits auf meiner WL steht...
Nicht nur die Zusammenstellung der einzelnen Noten harmoniert hier sowas von perfekt miteinander, sondern auch die Tatsache, dass es aktuell ja (leider) wieder ziemlich kalt geworden ist, hat mir vermutlich in die Karten gespielt. Denn bei den aktuellen Temperaturen passt er wie die bekannte Faust auf's Auge. Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob ich so begeistert gewesen wäre, wenn die Witterungsbedingungen andere (höhere) gewesen wären... Ja hätte hätte Fahrradkette, alles rein hypothetisch...
Doch aufgetragen gestern Mittag gegen 13-14 Uhr nahm ich ihn heute morgen noch leicht wahr. Die gestrigen Besuche am späten Nachmittag beim Supermarkt und in der Apotheke gestalteten sich so, dass ich an den Kassenschlangen nichts weiter tat, als ziemlich auffällig - tief einatmend und auch mal augenschließend, denn nur mit geschlossenen Augen sehen wir ja die schönsten Dinge - an meiner Hand an diesem wunderschönen Duft zu schnuppern...
Verduzte Blicke des ein oder anderen anwesenden Menschens (bemerkte ich, als ich meine Augen öffnete) könnt ihr euch ja gut vorstellen, was mir aber sch***egal gewesen ist... 😃
Allzu lange waren mir viele Gourmands zu "lebensmittelecht" und rochen bzw. riechen immer noch zu sehr nach wahrem Naschwerk, wie erst gerade wieder erlebt mit "Behold Patchouli" von Gallagher Fragrances, ein richtig gut gemachter und origineller Schoko-Orangen-Duft, doch für mich persönlich zum Tragen zu sehr echtes Lebensmittel. Jedoch lernte ich mit und mit einige Parfums kennen, die mir zum Glück nicht "zu süß" waren. Besonders auffallend ist jedoch, dass ich wohl eine Schwäche für Vanille in Düften habe (bei Eis z.B. sieht's wiederum etwas anders aus, da bevorzuge ich die Schoki- oder Straciatellavariante 😉 ). In diesem Zusammenhang muss ich gerade an "Orchidée Vanille" von VanCleef&Arpels denken. Ein Vanilleduft zum Dahinschmelzen... Frage mich auch, warum er noch nicht einziehen konnte... Glaube mich aber erinnern zu können, dass er mir einen ticken zu feminin gewesen ist... Naja, sollte ich definitiv nochmal testen...
Mittlerweile bin ich aber so sehr auf den Geschmack gekommen, dass ich weitere Gourmands testen möchte, deren Süße durch bestimmte Noten etwas gedämpft wird. Dies ist mMn nämlich bspw. der Fall bei eben jenem "Noir Extreme" (durch Muskat und Kardamom) oder "Velvet Tonka" (durch Tabak und Amberholz).
Gerade an kälteren Tagen gefallen mir diese Art von Düften doch mehr als ich selber vor einiger Zeit noch gedacht hätte... Ich erkenne nämlich, wie gut sie mir tun, wie sehr sie mein Herz und meine Seele erreichen; besonders aktuell, denn auch ich habe meine kleinen Problemchen wie fast jeder andere auch. Und zur Zeit ist vieles (privatlich und beruflich) nicht so, wie man es sich wünscht... Da helfen mir bestimmte Düfte in eine andere Welt abzutauchen und mich von meinen Sorgen für eine kleine Zeit abzulenken...
Mich würde nun zum einen interessieren, ob der ein oder andere von euch mit einer bestimmten Duftrichtung eine ähnliche Erfahrung/Entwicklung erlebt hat.
Und zum anderen könnt ihr gerne ein paar Vorschläge für Gourmanddüfte machen, wo ihr der Meinung seid, dass sie eben nicht "zu süß" sind (Nische UND Designer). Und nicht nur an kälteren Tagen getragen werden können, sondern auch welche, die durchaus zur wärmeren Saison passen (Ja ich weiß, ist alles zwar subjektiv, aber ich schaue mir die Düfte gerne an, falls sie mir noch unbekannt sind).
Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt!
Und damit der Blog nicht allzu langweilig aussieht, hier mal ein passendes Bild:
Bon Appetit! 😋

Mir geht/ ging es genauso: Ich liebe schon immer, ohne es gewusst zu haben, chyprige Düfte. Den Begriff Chypre habe ich erst hier zum ersten Mal gehört. Gourmands oder gar richtig Essbares hätte ich mir nie vorstellen können.
Unterdessen finde ich mich regelmäßig in Situationen wieder, wie du sie in Absatz 4 beschreibst. Zur Zeit klebt meine Nase an Kayali Vanilla 28 und ich liebe es!
Unfassbar!
LG
Patricia
Scheinst deine Liebe entdeckt zu haben ;-)
Mir geht es ähnlich wie dir, mag auch gerne Gourmands wie z. B Tom Ford Noir Extreme, Pure Havane, coffee addict oder Arabesque, die mein Herz höher schlagen lassen :)
Zu süß mag ich aber auch nicht, besonders Karamell finde zu penetrant, oder einfach nur künstliche Zuckerzusätze lassen mich kalt.
Auf jeden Fall eine abwechslungsreiche und schöne Duftrichtung.
LG
ich würde auch zu Shalimar Millesime raten und dem ein wenig Zeit geben .. ich find den überragend ( obwohl ich Flanker argwöhnisch beschnüffle ) .. Profumum Roma : Dulcis in Fundo , Dolce Acqua und Sorriso ( sehr süß ) , Angel´s Share find ich nicht zu süß , L´Ambre des Merveilles mag ich sehr , Acqua di Parma : Mandorle di Sizilia , Annette Neuffer : Stardust , Serge Lutens : Un Bois Vanille , Ligne St. Barth : Vanille West Indies ( sehr vanillig süß ) und wennst irgendwann im Süßkram doch mal fast ersticken willst gäbe es noch :Keiko Mecheri : Loukhoum , ..... und noch so viele mehr ! Hab Deinen Blog sehr gern gelesen !! Danke dafür :)
Gerne gelesen. Ich kann auch nur ein Lied davon singen, was man alles so an sich entdeckt.
Tobacco Vanille
Ambre Tabac
Pi
Chergui
Spicebomb
Carlise
Lira
Rose de Kandahar
ich kann deinen Blog gut nachvollziehen - ich habe lange gebraucht, um um süße Düfte nicht grundsätzlich einen Bogen zu machen und mittlerweile rangiert der ein oder andere süße Duft bei mir ganz oben in der inneren Hitparade. Ich schreibe bewußt "süß" und nicht "gourmand". Nachdem ich einen solchen Duft, nämlich "Grand Soir" von Kurkdjian, nicht einmal in deinem wahnsinnig umfangreichen "getestet"-Ordner, geschweige denn sonst in deiner Sammlung gefunden habe, kann ich dir sehr empfehlen, ihn einmal kennenzulernen. Vanille und Tonka sind dort jedenfalls auch deutlich wahrnehmbare Bestandteile. Bis zum Milchreis, Apfelstrudel oder Kulfi auf der eigenen Haut bin ich noch nicht vorgedrungen, trotz Konvex' überzeugenden Ausführungen hier :-D
Liebe Grüße
Ja, vor Jahr(zehnt)en hätte ich mit “sowas” auch nix anfangen können. In den 80ern und 90ern liebte ich Blütiges wie Amarige, Jardins de Bagatelle, Fragile, Maroussia; so ab den 2000ern dann ausschließlich Freshies und leichte Cremes. Die Gourmand-Liebe entwickelte sich tatsächlich erst in den letzten Jahren, dafür aber total.
Du könntest vielleicht mal Eau Duelle testen – das EDP beinhaltet Weihrauch, der wirklich außerordentlich schön zur Vanille passt und auch nicht zu süß ist.
Oder White Madera, mit Anis. Vanilla & Anise von Jo Malone auch, ist aber viel frischer.
Lira natürlich, zitronig-vanillig.
Und Vanille Bourbon von Il Profumo, vanillig-würzig, nicht so süß.
Mandorlo di Sicilia, mit Mandel und Anis, toll.
Viel Spaß auf deiner weiteren Reise 🙂
Ich erkenne mich gespiegelt wieder. Vor 30 Jahren trug ich einige blumige Düfte und wenige Gourmand angehauchte wie Angel und dergleichen. Im Laufe meines Lebens kristallisierte sich bei mir immer mehr die Vorliebe zu Gourmands heraus. Allerdings weniger die angehauchten angedeuteten Gourmands, sondern umso realistischer sie nach Süßspeise duften umso mehr mag ich diese.
Da du geschrieben hast du magst das weniger könnte ich dir zB Angels Share, Lira oder Vaniglia zB empfehlen. Empfinde sie weniger als essbare Gourmands sondern eher als süßliche Duftkreationen, jedoch nicht pappsüß in meinen Augen.
Ein wenig erkenne ich mich da wieder. Ich weiß zwar mittlerweile sehr genau, welche Duftrichtungen mir nicht liegen und zu lebensmittelecht und essbar liegt mir definitiv nicht, aber ich bewahre mir doch meine Offenheit. Denn hier und da gibt es ja auch bei den weniger geliebten Richtungen schöne Perlen zu entdecken.
Der olfaktorische Naschkram hat immerhin den Vorteil, daß er die Figur nicht ruiniert. Vom Geldbeutel reden wir mal lieber nicht ;-)
Die für mich schönste Vanille: Eau Duelle EdT. Und noch zwei minimal süße Gourmandes: A.E.O.M/Bijon und natürlich meinen Liebling Manhattan/Bond No.9
Zum Beispiel bei Moonlight in heaven von Killian - die Mango Kokos Reis Nachspeise, die mich so glücklich macht.
Es ist schön zu sehen, wie sich Geschmäcker im Laufe der Zeit verschieben - ein echt spannendes Thema!
Schöne Gourmand düfte hat profumum roma mMn.
Schön geschrieben mein lieber und viele Grüße.
Was ist mit Shalimar "millesime vanilla planf." oder Chabaud " Lait de vanille" ?
Einen "Semi-Gourmand", der auch nicht zu süß ist, wäre für mich der "Indigo Tanzanite", ist Milchschnitt+Patchouli, also auf keinen Fall zu süß.
Wenn du in Richtung "sommerlicher Zitronenkuchen" gehen willst, dann würde ich dir den "By night (white)" empfehlen, der passt wunderbar in die wärmere Jahreszeit.
Ein "klassicher" Popcorn-Gourmand ist der "Salted Caramel".
"alkoholischer" Gourmand: "Angel's share", die Süße wird durch Zimt und Hölzer etwas ausgeglichen.
Habe tatsächlich auch schon oft darüber nachgedacht, ob sich meine Duftvorlieben im Laufe meiner kurzen Parfumozeit geändert haben. Vieles habe ich gekauft und noch mehr getestet. Ich bin zur Erkenntnis gekommen, dass mir neben den Düfte und Klassikern von z.B. Guerlain, Hermes und Dior besonders die Holz-Harz-Feuer-Düfte so gut gefallen. Das hätte ich vorher auch nie gedacht, bzw. flogen die komplett unter meinem Radar. Das hat sich grundlegend geändert.
Leider kann ich dir keine Gourmand-Vorschläge machen, das ist nicht so meine Richtung. Doch du wirst sicher viele Vorschläge dazu bekommen.
Auf jeden Fall freut es mich für dich, dass du deinem Dufthorizont mit neuen Erfahrungen und Vorlieben Nahrung gibst und das Spektrum erweiterst.
Viel Freude dabei wünsch ich dir, Tina
Ob die folgenden zu süß sind, weiss ich nicht, testen könnte sich aber lohnen:
402 Vanille Caramel Santal, Bon Parfumeur
#Tobacco Collection - Rich/Warm/Addictive, Zara
Casamorati - Lira, XerJoff & Tendre Madeleine, Les Senteurs Gourmandes
Arabesque, The Merchant Of Venice
Dulcis in Fundo, Profumum Roma
Blu Mediterraneo - Mandorlo di Sicilia, Acqua di Parma
:)
Also irgendwie beruhigt es mich zu wissen dass auch du beim Aldi in der Schlange anzutreffen bist wie ich ;-) Welche möchtest du denn gern testen? Ich hoffe dass privat und beruflich bald alles wieder im Lot ist und du die Gourmands ungetrübt geniessen kannst, LG