Chypre Palatin Parfums MDCI 2012
56
Top Rezension
Abschied von Bertrand
Meine mehr als halbjährige Abstinenz auf diesem Forum hatte eine ganze Reihe Gründe. Einer davon ist, dass ich momentan fast keine Düfte mehr teste. Ich befinde mich in einer Phase, in der ich die knapp 100 Düfte meiner Sammlung genieße und bei dieser Gelegenheit die Kollektion auch behutsam verkleinere, wenn ich merke, dass ich ein Parfum eigentlich kaum trage.
Eine solche Besinnungspause ist recht empfehlenswert (für die Parfümerien nicht so, für dieses Forum vielleicht auch nicht so), sie nimmt etwas Druck aus dem Kessel, erdet und schafft Klarheiten.
Bei mir ist eine solche neu gewonnene Klarheit, dass Duchaufour für mich ein Parfumeur ist, vor dem ich zwar als Künstler auf die Knie gehe (ich finde fast alle seine Düfte unglaublich faszinierend, einige halte ich für atemberaubende, geniale Duftkunstwerke, glatte "Zehner"), den ich aber nicht gerne trage. Wenn ich künftig daher noch mal beim Testen in ein rauschhaftes Fieber geraten sollte, das einen Besitzwunsch entstehen lässt: ich werde widerstehen oder mir allenfalls eine Abfüllung besorgen. Im sicheren Wissen, dass ich diese nicht mal zu Ende aufbrauchen, sondern am Ende vertauschen oder verschenken werde.
Tycoon, Trayee, Jubilation XXV Man sind Beispiele für Duchaufours, die mich erzittern lassen, die ich mir aber glücklicherweise nie gekauft habe. Timbuktu, Dzongka und Rappelle-Toi ebenfalls Faszinosa, die nichts für mich waren (zum Aufbrauchen meiner Abfüllung Rappelle-Toi habe ich mich gezwungen). Kyoto und Avignon habe ich zwar gekauft und benutze sie auch. Aber beide wirklich sehr selten.
Chypre Palatin gehört vollends in diese Reihe. Ich stand jahrelang im Bann dieses Dufts, schlich um ihn herum..., und nun verabschiede ich den Rest der Abfüllung in meine Tauschkiste. Es ist ein mächtiger, opulenter Duft am Rande des Genres Chypre, mit kaum etwas von dessen leichter, spielerisch-blumiger Seite, sehr preziös, sehr goldglänzend, sehr majestätisch. Eine Kollegin, die allerdings wenig Duftkenntnisse hat, fühlte sich an den klassischen "Opium" (Damenvariante) aus den 70-ern erinnert; das schien mir zuerst abwegig, aber beim näheren Nachdenken hat dieser Chypre etwas Schlaghosenorientalisches, und auch die Duftpyramiden weisen ein paar interessante Gemeinsamkeiten auf. Keine Frage, dass die Performanz dieses Dufts in Sachen Haltbarkeit und Projektion außerordentlich ist. An dieser Tafel wird in jeder Hinsicht geklotzt, nicht gekleckert, und wem diese Speise zu üppig ist (was nicht fernliegt), der wünscht sie sich irgendwann vom Tisch und muss doch immer weiter tafeln und pokulieren.
Der Name des Duftes scheint mir, hier mögen mich die Frankophonen belehren, mehrdeutig. "Palast-Chypre" heißt es wohl nicht, auch wenn man das als Französisch-Halbgebildeter wie ich intuitiv denkt, und auch wenn es zu diesem nachgerade barocken Chypre passt. Ich meine, es gibt drei Deutungsmöglichkeiten: "Palatin-Chypre" (nach dem Hügel in Rom), "Pfalz-Chypre" (kann sowohl auf die Herkunftsgegend des Saumagen bezogen sein, als auch ganz allgemein auf eine Kaiserpfalz) oder "Gaumen-Chypre", eine spannende Deutungsoption für diese durchaus auch ins Gourmandige sich räkelnde Tinktur.
Eine solche Besinnungspause ist recht empfehlenswert (für die Parfümerien nicht so, für dieses Forum vielleicht auch nicht so), sie nimmt etwas Druck aus dem Kessel, erdet und schafft Klarheiten.
Bei mir ist eine solche neu gewonnene Klarheit, dass Duchaufour für mich ein Parfumeur ist, vor dem ich zwar als Künstler auf die Knie gehe (ich finde fast alle seine Düfte unglaublich faszinierend, einige halte ich für atemberaubende, geniale Duftkunstwerke, glatte "Zehner"), den ich aber nicht gerne trage. Wenn ich künftig daher noch mal beim Testen in ein rauschhaftes Fieber geraten sollte, das einen Besitzwunsch entstehen lässt: ich werde widerstehen oder mir allenfalls eine Abfüllung besorgen. Im sicheren Wissen, dass ich diese nicht mal zu Ende aufbrauchen, sondern am Ende vertauschen oder verschenken werde.
Tycoon, Trayee, Jubilation XXV Man sind Beispiele für Duchaufours, die mich erzittern lassen, die ich mir aber glücklicherweise nie gekauft habe. Timbuktu, Dzongka und Rappelle-Toi ebenfalls Faszinosa, die nichts für mich waren (zum Aufbrauchen meiner Abfüllung Rappelle-Toi habe ich mich gezwungen). Kyoto und Avignon habe ich zwar gekauft und benutze sie auch. Aber beide wirklich sehr selten.
Chypre Palatin gehört vollends in diese Reihe. Ich stand jahrelang im Bann dieses Dufts, schlich um ihn herum..., und nun verabschiede ich den Rest der Abfüllung in meine Tauschkiste. Es ist ein mächtiger, opulenter Duft am Rande des Genres Chypre, mit kaum etwas von dessen leichter, spielerisch-blumiger Seite, sehr preziös, sehr goldglänzend, sehr majestätisch. Eine Kollegin, die allerdings wenig Duftkenntnisse hat, fühlte sich an den klassischen "Opium" (Damenvariante) aus den 70-ern erinnert; das schien mir zuerst abwegig, aber beim näheren Nachdenken hat dieser Chypre etwas Schlaghosenorientalisches, und auch die Duftpyramiden weisen ein paar interessante Gemeinsamkeiten auf. Keine Frage, dass die Performanz dieses Dufts in Sachen Haltbarkeit und Projektion außerordentlich ist. An dieser Tafel wird in jeder Hinsicht geklotzt, nicht gekleckert, und wem diese Speise zu üppig ist (was nicht fernliegt), der wünscht sie sich irgendwann vom Tisch und muss doch immer weiter tafeln und pokulieren.
Der Name des Duftes scheint mir, hier mögen mich die Frankophonen belehren, mehrdeutig. "Palast-Chypre" heißt es wohl nicht, auch wenn man das als Französisch-Halbgebildeter wie ich intuitiv denkt, und auch wenn es zu diesem nachgerade barocken Chypre passt. Ich meine, es gibt drei Deutungsmöglichkeiten: "Palatin-Chypre" (nach dem Hügel in Rom), "Pfalz-Chypre" (kann sowohl auf die Herkunftsgegend des Saumagen bezogen sein, als auch ganz allgemein auf eine Kaiserpfalz) oder "Gaumen-Chypre", eine spannende Deutungsoption für diese durchaus auch ins Gourmandige sich räkelnde Tinktur.
69 Antworten
Ich wünsche ein gesundes erfreuliches 2023!
Chypre und Räkeln? Klingt für mich prima!
Was den Duft angeht, so finde ich ihn sagenhaft majestätisch komponiert. Daher plädiere ich für eine kaiserliche Pfalz!
Ich freue mich sehr, wieder was von Dir lesen zu dürfen!
LG
Die Duchaufours sind schon toll... am Ende sind sie für mich aber immer ein winziges kleines bisschen zu sehr auf den Zeitgeist berechnet. ;)
- Also ist das hier vielleicht ein Chypre, das für solche Leute geeignet gewesen wäre. Preziös würde da passen, aber Schlaghosen trugen die sicher nicht. - Ich fand den auch recht schwerfällig. Nur Saumagen, nein, so weit würde ich mit meinen Assoziationen doch nicht gehen.
Wirklich schön, endlich mal wieder von Dir hier lesen zu können. Kann gar nicht genug pokulieren.
Schön, dass du dich auf diese Weise zurückmeldest. Ich sollte vielleicht auch wieder etwas mehr rezensieren. Aber im Moment … geht die schriftstellerische Arbeit vor.
LG aus dem Taunus
Roland
Was die Werke von Herrn Duchafour betrifft, so sehe ich es ähnlich. Vieles gefällt mir, aber kein Duft hat bisher den Weg zu mir gefunden.
Den Pfalz-Chypre mochte ich zwar, aber mehr als eine 8 war bei mir nicht drin.