Aranyaka 2018

Floyd
11.11.2022 - 15:04 Uhr
54
Top Rezension
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft

Die silbernen Nebel der Aranyaka

Hier an den Hängen wohnen silberne Nebel, entwachsen in Einsamkeit der inneren Tempel, verschleiern Vergangenheit, den Blick ins Tal, sind scharf und bitter und flirrend hell, wie Pfeffertau auf Rindenkühl und Nelkenrau auf warmem Fell. Werde eins mit der Atmung der stoischen Ziege im kühlen Schatten der alten Zypresse, dem herben Hauch von Holz und Limone, mit den Perlen von Nektar und Harz auf der Borke. Das warme Geißenhaar dunstet im Frost. Da sind Reste von mulchiger Erde und Moos wie Worte aus wildem herbsüßem Moschus, sie schlagen Wurzeln im Bodenlosen, verdorrend auf Deiner ledernen Haut, die die Fülle des würzigen Nebels atmet, sich in tiefer Kontemplation senkt und hebt.
***
"Aranyaka", ein Bespoke, welches Prin Lomros für Rajesh Balkrishnan kreierte, thematisiert die gleichnamigen Ritualtexte für die orthodoxen Brahmanen des frühen Hinduismus, die sich in die Waldeinsamkeit zurückgezogen hatten um der Welt zu entsagen. Die Texte, welche dem Studium und der Meditation dienten, beschreiben die Philosophie hinter den Ritualen und Opfern, bei welchen auch Ziegen eine Rolle spielten.
Die Meditation eröffnet mit einem Nebel scharf-holziger (Muskat), würzig-zimtblättriger (Gewürznelke) sowie kühl-weihrauchiger Noten, welche limonenölig-terpenige Zypressen umgeben. Bald schon fügt sich würziges Ziegenhaar in den silbrigen Nebel, durch welchen man fortan die Umgebung wie durch einen Filter betrachtet. Da sind die holzig-wurzeligen Noten des Cypriol, die mit der Erde und etwas Moos den Waldboden abbilden, Bibergeil steht den ledrigen Noten mit bitterer Schärfe, Zibet mit animalisch-herbsüßen Moschusnoten zur Seite, Bienenwachs verleiht dem Weihrauch zusätzlich floral-balsamische Aromen. Es entsteht eine transparente, durchaus tragbare Impression, in welcher die Gewürze, der Weihrauch und das Ziegenhaar lange Zeit dominieren, die warm-ledrigen Noten mit dem Zibetmoschus eine bukolische Wildnis in Sepia darunter zeichnen, während Erde und Wald sich über etliche Stunden zunehmend entfernen.
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