@Skylla Ich kann's Dir nicht sagen, warum die Sandelholznoten heute so dick aufgetragen und milchig sein müssen. Ich glaube, es ist die Mode, so wie bei den AmbroXen. Es passt vielleicht für ein Publikum, das auch sonst Süßes, Fruchtiges und Dichtes bevorzugt.
Außerdem glaube ich, dass man häufig gar nicht mehr versucht, den Duft echten Sandelholzes zu approximieren. "Sandelholz" ist zu einer Art Klischeenote verkommen, die bestimmte, i. W. westliche, moderne Erwartungen an einen Duft kodiert. Genauso ist es mit "Oud" geschehen. Beide Duftnoten können inzwischen nicht mehr als Bezeichnung für etwas, das dem echten Gegenstand nahekommt, gelesen werden.
Die Sache hat jedenfalls nicht den Grund, dass man es nicht anders machen könnte. Die Sandelholzwälder sind zwar weitgehend abgeholzt, und wildes Sandelholz findet man heutzutage nur noch in traumhaften Vintage-Drydowns oder teuren Artisanals in Miniauflagen. Außerdem gibt es Plantagenholz, das ganz ausgezeichnete Öle liefern kann. Aber auch die sind teuer, wir reden hier von Preisen ab ca. 30.000 €/l aufwärts für Öl aus altem Kernholz. Nichts für die Massenproduktion. Einfachere Öle gibt es zuhauf, findet man günstig auch für die Raumbeduftung oder Aromatherapie.
Doch es gibt eine Reihe von synthetischen Substituten, die seit den 80er-Jahren für die Sandelholznoten in Parfüm verwendet werden, auch in geradezu ikonischen Sandelholzparfüms wie
Samsara Eau de Toilette, die nichts mit der modernen Sandelsoße zu tun haben.
Mit der Chemie dieser Stoffe kenne ich mich nicht aus, aber ich habe recherchiert. Hier eine Liste wichtiger Sandelholz-Austauschstoffe. Viele davon sind Varianten voneinander.
1. Polysantol: elegant, sehr intensiv.
2. Javanol: ein echter Allrounder, noch ergiebiger als Polysantol. Es hat eine florale Facette, die echtes Sandelholz auch oft bhat und den meisten anderen Ersatzstoffen fehlt. Wird gerne in Mischungen verwendet.
3. Dartanol: "Diffus", kosmetisch. In vielen modernen Mischungen enthalten. Noch "fetter" und weniger elegant ist die rechtsdrehende Form davon, Bacdanol.
4. Sandela: Ein gutes Fixiermittel für die anderen Stoffe. Diesem Stoff fehlt die Erdigkeit des echten Öls.
5. Hindinol: ein Kopfnoten-Sandelholz. Es entwickelt sich sehr schnell und intensiv.
6. Firsantol: Passt sehr gut mit Polysantol zusammen
7. Sandalore: Ein Klassiker - in den 90ern sehr beliebt. Dies findet man oft als einzelnen Austauschstoff für echtes Sandelholz.
8. Osyrol: Davon hört man eher selten, aber es ist in vielen Mischungen drin, häufig mit Polysantol zusammen, am berühmtesten eben in
Samsara Eau de Toilette.
9. Brahmanol: ist ein weiteres solides Arbeitstier wie Sandalore, moschusartig.
10. Ebanol: Intensiv, mächtig, moschusartig.
Und hier noch ein paar weitere Parfüms damit (viele Formeln finden sich online):
Amber Absolute: volle Kanne Bacdanol, Dartanol, Javanol, Polysantol, Sandalore, Ebanol
Black Orchid Eau de Parfum: Bacdanol, Sandalore, Ebanol
N°5 L'Eau Eau de Toilette : Bacdanol, Osyrol, Polysantol, Sandalore + echtes Sandelholz.
Pardon Extrait de Parfum: Osyrol, Ebanol, Javanol
Duro Extrait de Parfum: Javanol (in Massen), Bacdanol, Polysantol, Ebanol + echtes Sandelholz
Musc Ravageur Eau de Parfum: Sandela, Hindinol
Original Santal: Polysantol