Ich habe es getan
Ich bin eine bekennende Wenigsprüherin. Ich möchte von meinem Tagesduft aber trotzdem dann und wann gerne einen Hauch erhaschen. Was ich hingegen nicht unbedingt möchte, ist eine Duftfahne hinter mir herziehen. Mein Gegenüber sollte schon näherkommen müssen, möchte er oder sie mein Parfum wahrnehmen. Wer das nicht tut, den möchte ich olfaktorisch auch nicht großartig behelligen. So mein Credo. Daher mag ich auch Nachsprühen nicht. Denn damit habe ich den Duft wieder als Wolke um mich herum und eben nicht körpernah, so wie ich mein Parfum bevorzuge.
Tja, leider gibt es Parfums, die kann ich nur sehr kurz wahrnehmen. Ich wechsle meinen Duft in der Regel täglich, also ist das Risiko eher gering, dass ich schlicht adaptiere. Es gibt einfach Düfte, die verschwinden für meine Nase schon nach wenigen Minuten. Das ist so, so schade. Einer davon ist mein geliebter Heliotrope von Perfumer H. Klar ist Lyn Harris eine Meisterin des olfaktorischen Understatements. Gerade deshalb schätze ich fast alle ihre Kreationen. Doch ein bisschen was schnuppern von meinem wunderschönen
Heliotrope möchte ich selbst halt schon.
Als ich kürzlich einer lieben Parfuma etwas abfüllte und mit ihr über den Duft diskutierte, war sie sich sicher, ihn den ganzen Tag erschnuppern zu können. Zwar hautnah, aber er war immer da. Ich selbst zweifelte schon fast ein bisschen an meinem Näschen. Liegt hier eine Form von Anosmie vor? Nein, Hilfe! Das darf doch nicht wahr sein! Und das bei einem Parfum, das ich so sehr liebe.
Um herauszufinden, ob sie recht hat mit ihrem Eindruck, denn ich vertraue ihr, sie ist eine absolute Duftexpertin, habe ich es also getan. Ich bekenne mich schuldig. Ich bin unter die Oversprayer gegangen. Tatsächlich habe ich 6 (sprich sechs) Sprüher auf meinen Hals aufgetragen. Und ich wurde belehrt, dass das bei manchen Düften wohl tatsächlich gut so ist. Denn ich konnte ihn plötzlich riechen. Nicht ständig. Genervt hat er nie. Aber dann und wann kam so ein sanftes Wölkchen, beim Rausgehen beispielsweise oder bei ganz bestimmten Bewegungen. Belästigt habe ich anscheinend auch sonst keinen, denn weder beim Bäcker am Morgen, also etwa 10 Minuten nach dem Beduften, noch tagsüber hat irgendjemand irgendetwas gesagt, komisch geschaut oder verdächtig rumgeschnüffelt. Diese Dosis scheint also angebracht zu sein.
Und ich? Ich bin happy. Meine Güte, ist der Duft schön. Der kriegt jetzt immer ein paar Sprüher mehr. Ganz ohne schlechtes Gewissen.
Lange Rede kurzer Sinn: ich erforsche immer die passende Dosierung (so das andere den Duft zwar wahrnehmen können, aber nur in meiner Nähe) und das können manchmal 6 oder nur 1 Sprüher sein :D... also immer drauf los, wenn beim Heliotrop ersteres zutrifft.
Win-Win Pokal!
Bei Apres l'ondee habe ich es neulich aber gewagt, mich kräftig einzudieseln. Und es war die richtige Entscheidung. Sonst kam es mir immer sehr flüchtig vor, jetzt hält es einige Stunden und es zeigen sich Facetten, die mir früher entgangen sind.
Ich bin davon nicht betroffen, aber das gibt es wirklich. Eine absolute Anosmie gibt es auch. Das ist eine Strafe. Ich selber kann bestimmte Düfte nicht an den Hals sprühen, da ich manchmal allergisch reagiere (besonders bei zuviel Moschus), also gehe ich durch einen Sprühnebel und das klappt ganz gut. Außerdem habe ich keine so zarten Düfte in meiner Sammlung, so daß die sowieso den ganzen Tag durchhalten.
Monsieur Saint Laurent selbst pflegte zu diesem Thema zu sagen:
"Immer nur 2 - 3 kurze Aufstäuber."
Persönlich reichten mir früher bei "Opium" 1 - 2 Aufstäuber.. dies besonders beim phänomenalen "Secret de Parfum".
Allgemein passe ich die Dosierungen den Situationen an. Das heisst zum Beispiel, dass ich einen orientalischen Duft mit hohem Weihrauchanteil zu Hause gerne intensiver geniesse.. weil ich Weihrauch sehr liebe und selbst schwere Düfte bei mir ganz sanft sich entwickeln.
Düfte, die ich oft stäuben müsste, weil sie sehr zart und subtil sind und sich schnell verflüchtigten, sind es nicht wert. Sorry.. bitte nicht falsch verstehen. Gut ist relativ.
Liebe Grüsse sende ich dir, liebe Verena und ganz herzlichen 💕 Dank.
Einige recht leise Düfte werden aber etwas großzügiger gesprüht. Ich mag das subtile Auftreten der Harris-Düfte auch sehr gern.
Also ich bin Vielsprüher - ins Haar :)
( "Die Fahne hoch...." singen und sprayen nur die Doofen...).
Aber ja, es gibt Düfte, die brauchen eine Überdosis. Und es gibt welche, die machen selbst bei einer krassen Überdosis keinen Krach. Habe mal achtzehn Sprüher Karma gehabt. War voll in Ordnung.
Und genau wie du, liebe Polly, habe ich die Erfahrung gemacht, dass ich manchmal ruhig mutiger sprühen kann. Aber ich habe auch erfahren, dass dies nicht für alle Düfte gilt.