Pollita
Hühnergegacker
vor 1 Jahr - 28.01.2023
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Ich habe es getan


Ich bin eine bekennende Wenigsprüherin. Ich möchte von meinem Tagesduft aber trotzdem dann und wann gerne einen Hauch erhaschen. Was ich hingegen nicht unbedingt möchte, ist eine Duftfahne hinter mir herziehen. Mein Gegenüber sollte schon näherkommen müssen, möchte er oder sie mein Parfum wahrnehmen. Wer das nicht tut, den möchte ich olfaktorisch auch nicht großartig behelligen. So mein Credo. Daher mag ich auch Nachsprühen nicht. Denn damit habe ich den Duft wieder als Wolke um mich herum und eben nicht körpernah, so wie ich mein Parfum bevorzuge.

Tja, leider gibt es Parfums, die kann ich nur sehr kurz wahrnehmen. Ich wechsle meinen Duft in der Regel täglich, also ist das Risiko eher gering, dass ich schlicht adaptiere. Es gibt einfach Düfte, die verschwinden für meine Nase schon nach wenigen Minuten. Das ist so, so schade. Einer davon ist mein geliebter HeliotropeHeliotrope von Perfumer H. Klar ist Lyn Harris eine Meisterin des olfaktorischen Understatements. Gerade deshalb schätze ich fast alle ihre Kreationen. Doch ein bisschen was schnuppern von meinem wunderschönen HeliotropeHeliotrope möchte ich selbst halt schon.

Als ich kürzlich einer lieben Parfuma etwas abfüllte und mit ihr über den Duft diskutierte, war sie sich sicher, ihn den ganzen Tag erschnuppern zu können. Zwar hautnah, aber er war immer da. Ich selbst zweifelte schon fast ein bisschen an meinem Näschen. Liegt hier eine Form von Anosmie vor? Nein, Hilfe! Das darf doch nicht wahr sein! Und das bei einem Parfum, das ich so sehr liebe.

Um herauszufinden, ob sie recht hat mit ihrem Eindruck, denn ich vertraue ihr, sie ist eine absolute Duftexpertin, habe ich es also getan. Ich bekenne mich schuldig. Ich bin unter die Oversprayer gegangen. Tatsächlich habe ich 6 (sprich sechs) Sprüher auf meinen Hals aufgetragen. Und ich wurde belehrt, dass das bei manchen Düften wohl tatsächlich gut so ist. Denn ich konnte ihn plötzlich riechen. Nicht ständig. Genervt hat er nie. Aber dann und wann kam so ein sanftes Wölkchen, beim Rausgehen beispielsweise oder bei ganz bestimmten Bewegungen. Belästigt habe ich anscheinend auch sonst keinen, denn weder beim Bäcker am Morgen, also etwa 10 Minuten nach dem Beduften, noch tagsüber hat irgendjemand irgendetwas gesagt, komisch geschaut oder verdächtig rumgeschnüffelt. Diese Dosis scheint also angebracht zu sein.

Und ich? Ich bin happy. Meine Güte, ist der Duft schön. Der kriegt jetzt immer ein paar Sprüher mehr. Ganz ohne schlechtes Gewissen.

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