Sweet Tobacco 2012

Ponticus
16.04.2021 - 18:54 Uhr
56
Top Rezension
7
Preis
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft

Mit Volldampf auf Fahrt in’s Kuschelland

Früher, vor langer, langer Zeit, als Urlaub oder eine Reise noch zu den alltäglichen Dingen des Lebens gehörten, war die Fahrt mit einem Dampflokomotivzug immer ein außergewöhnliches Erlebnis und oft der Grund für einen Ausflug. Diese, heute meist auf schmaler Spur fahrenden Züge, verbreiten durch ihre Geräusche, den Geruch und die offene Bauweise ein eindrucksvolles Flair des Fahrens und ein Gefühl des Besonderen.

Neben einigen Erlebnis- oder Touristenbahnen gibt es im deutschsprachigen Raum heute noch etwas mehr als 20 Bahngesellschaften, die einen planmäßigen Betrieb mit Dampflokomotiven bieten. Darunter finden wir so bekannte Namen wie den Rasenden Roland auf Rügen, die Bäderbahn Molli, die Brockenbahn, die Lößnitzgrundbahn, die Waldviertler Schmalspurbahn und die Chiemseebahn oder Bockerlbahn. Eine Parfümeisenbahn ist leider nicht dabei und um so mehr ist es mir eine besondere Freude, Euch nun auf eine geruchsintensive Fahrt in meinem virtuellen Duftkuschelzug einzuladen. Begleiten wird uns dabei das Parfüm Sweet Tobacco von François Delì.

Sweet Tobacco von François Delì ist ein dominanter, sehr würziger Duft. Tonangebend ist die Duftnote Gewürznelke. Unter den neun aufgeführten Duftnoten ist sie sozusagen die Dampflokomotive, die ihr Aroma bis in den letzten Wagen in voller Fahrt verteilt. Belebend und verstärkend kommt hinzu, daß der Zimt, der für den, der Lok nachfolgenden, Tender stehen könnte, ständig für Nachschub sorgt. Diese Zimtnote kommt ebenfalls sehr nelkig daher und ist erst in zweiter Linie zimtig. In den ersten Wagen unseres Duftzuges in denen Ingwer, Koriander, Tabak und Hölzer ihr zu Hause haben, stehen die Fenster weit offen, so daß ein kräftiger, gewürznelkiger Fahrtwind in die Wagons weht. Ganz vorn ist er auch scharf und bitzelnd und im ersten Abteil, sprich am Anfang, gar etwas arg. Dieses starke würzig-aromatische Nelken-Zimt-Aroma gibt wenig Raum für ein eigenständiges Dasein der mittleren Duftnoten, die aber, je weiter man im Zug nach hinten gelangt, den Duft gefälliger, sanfter und wärmer machen. Allein der herrliche Tabak ist nach etwa ein/zwei Stunden mit der aufkommenden Süße als köstlich-würziges Pfeifenkraut gut bemerkbar.

Um bei dem Bild des Zuges zu bleiben verorten wir in die letzten Wagen die Speise- Schlaf- und Packabteile. Hier wird die Fahrt sehr kommod. Es duftet ordentlich süß, aber eher herb-süßlich mit einer feinen, leicht marzipanigen Vanille im Hintergrund und immer noch würzig hinterlegt von den nun sehr warmen, zimtig-nelkigen Tönen. Im Speisewagen werden leichte Cocktails und Desserts gereicht, Glühwein und Spekulatiusgebäck künden von reichlich würzigen Leckereien und es herscht eine angenehme, behagliche Atmosphäre. Die Betten sind aufgeschlagen und in der Gewissheit dieses gefällige Duftwohlgefühl mit in den Morgen zu nehmen, legt man sich zu Bett um noch ein wenig heimelig zu kuscheln oder gleich wohlbeduftet einzuschlafen. Entspannt am nächsten Tag erwacht, ist der Duft nach acht bis zehn Stunden kaum noch wahrnehmbar. Er wird aber erneut in sympathische Erinnerung gerufen beim Erhalt der Koffer und Sachen aus dem Gepäckwagen, in die er, auf Textilien wesentlich länger haftend, tief eingezogen ist.

Sweet Tobacco von François Delì ist eher ein Parfüm für die nun verklingende, kältere Jahreszeit und ja, es hat auch etwas weihnachtliches an sich, ohne cremig, klebrig oder penetrant-süß zu sein. Somit ist es ein idealer Duft (natürlich nur, wenn man die starke Würze auch mag) für alle Schneeaktivitäten sowie die kalte Zeit auf den Märkten, Feiern, den Familientreffen oder auch für die romantische Zweisamkeit im winterlichen Kerzenschein. Natürlich macht der Duft auch eine tolle Figur beim Après-Ski und langen Spaziergängen nach gutem, reichlichem Essen. Und wer des verführerischen Aromas während der Herbst- und Winterzeit nicht über wird, verlängert tollkühn die kühle Tragezeit nach Belieben.

Verbunden mit dem Wunsch bald wieder reale unbeschwerte Ausflüge erleben zu können, danke ich allen Lesern für die Begleitung dieses virtuellen Duftstreifzuges!

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