Abgekupfert – bewusst oder unbewusst?
Ein Thread im Forum veranlasste mich dazu, über dieses Thema etwas intensiver nachzudenken. Es ging um Roja Dove und die Ähnlichkeit einiger seiner Düfte zu großen Klassikern aus dem Hause Guerlain. Insbesondere interessant fand ich die Antwort von Ronin, der bei Guerlain sogar noch einen Schritt weiter ging und Beispiele von Coty-Düften aufzählte, von denen sich die Nasen im Hause Guerlain möglichweise haben inspirieren lassen, als sie Düfte wie Mitsouko Eau de Toilette oder
L'Heure Bleue Eau de Toilette schufen.
Ich selbst bin gewiss kein großer Roja-Anhänger. Das liegt bei mir jetzt weniger an den Preisen. Wenn ich einen Duft unbedingt haben will, dann kaufe ich ihn. Auch wenn es mal sehr teuer werden sollte. Herrn Doves Kreationen treffen einfach weniger meinen Geschmack und daher besitze ich keinen seiner wunderschönen Flakons. Dennoch ist mir aufgefallen, dass es in seinem Produktportfolio durchaus Ähnlichkeiten zum einen oder anderen Guerlain-Duft gibt, wenn es auch, und da glaube und vertraue ich dem geschätzten Kollegen Cravache, der so einige Rojas sein eigen nennt und gut kennt, mittlere bis größere Unterschiede bei den Duftkonzentrationen gibt. Da ein Duft wie Héritage Eau de Toilette für mich zwar sehr angenehm ist, ich allerdings niemals erwägen würde, ihn besitzen zu wollen, fallen mir persönlich die Ähnlichkeiten zu einem
Danger pour Homme Eau de Parfum von Roja (Achtung: Nicht das Parfum!), umso stärker auf. Aber ein Liebhaber exakt dieser Duftrichtung würde wohl definitiv Unterschiede herausriechen, die ich jetzt nicht zu identifizieren vermag.
Ich selbst ertappe mich ja immer wieder dabei, mir Düfte zu kaufen, die sehr nahe an meinen Lieblingen aus der Jugend sind. Warum liebe ich denn Düfte wie Macadam oder
Safanad ? Weil sie meinen damals heißgeliebten Traumdüften
Cašmir Eau de Parfum und
Classique Eau de Toilette sehr, sehr ähnlich sind. Das ist eine Duftrichtung, in der ich mich zu Hause fühle und da ist es mir völlig egal, wer da von wem abgekupfert hat und was zuerst da war. Das Huhn oder das Ei? Egal, Polly nimmt sicherheitshalber mal beide. So hat man schließlich mehr vom Huhn. Und vom Ei.
Dennoch beschäftigt mich, insbesondere hier, schon hin und wieder die Frage, ob bei diesen Düften bewusst abgekupfert wurde, also Cašmir Eau de Parfum und
Classique Eau de Toilette klar die Vorbilder für diese doch deutlich hochpreisigeren Nischendüfte waren, oder ob es schlicht Zufall ist. Warum ähnelt etwa Profumum Romas
Confetto , den ich auch vergöttere, dem langjährigen Dior-Klassiker
Hypnotic Poison Eau de Toilette so sehr? Volle Absicht oder Zufall?
Echte Duftzwillinge gibt es ja bekanntlich nicht, da waren wir uns ja größtenteils einig. Aber wie schaut das hier aus? Holen sich die Nasen gezielt Inspiration und wollen bewusst einen Duft schaffen, der diesem einen Klassiker ähnelt, oder kommt einfach ein ähnlicher Duft am Ende heraus, da der Parfumeur bestimmte Duftrichtungen eben auch sehr gerne mag, so wie ich das tue?
Aber eines kann ich sagen: Bei einigen Roja-Düften, die ich getestet habe, war mein erster Gedanke: "Kennste doch irgendwo her".
, dass irgendwann im Kopf alles so mit einander verwoben ist, dass man mehr oder weniger auch unbewusst Anleihen bei berühmten Vorbildern nimmt.
Ein schöner Beitrag, übrigens!
Roja/ Guerlain /Creed....
Haben die das nötig???
Ich glaube nicht. Aber sicher sagen kann ich es nicht.
Das einzige wo ich mir zu 100% sicher bin,
Das die Liebe Polly das Ei und das Huhn mitnimmt. :-))
Bei der Masse neuer Düfte gibt es gewiss alles: Abklatsch, Nachahmung, Hommage, Variation, Verwässerung und Verbesserung...
Kleine Anmerkung zu Confetto/Hypnotic Poison: Confetto war zuerst da. Dior ließ sich"inspirieren" ;-)
Das reicht von Inspiration bis hin zu dreistem Kopieren. Aber da gibt es ja viele Bereiche, in denen das praktiziert wird.
Sicher schauen Hersteller, Parfumeure etc. bei anderen mal ab, aber sowas ist ja Usus in vielen Branchen.
Plagiat - Epigone - Inspiration - Bearbeitung - Variation
Es gibt sicher noch mehr solcher Begriffe. Sie würden sozusagen den Rahmen bilden für das, was Du beschreibst.