Die Hühner sind los - Meine gefiederten Gäste 2021 und ich
In diesem Jahr bekam ich ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk von Mr. Polly. Er schenkte mir Hühner – für zwei Wochen. Im Nachbarkreis gibt es einen Züchter, der eine solche Hühnervermietung anbietet. Selbstverständlich nicht hauptberuflich, aber als Hühnerzüchter tut er mit den Chicks zur Miete etwas Gutes. Sehr oft kommen die Federengel in Seniorenheime oder Kindergärten, vorausgesetzt, ein Garten ist vorhanden, in dem sie sich der Futtersuche widmen können. Den älteren Herrschaften machen die wunderbaren Vögel eine Freude und die Kinder lernen dadurch, wo die Eier herkommen, was ein Huhn braucht, um glücklich zu sein und warum man Produkte, die Ei enthalten, aus Massentierhaltung besser nicht kauft.
Ich rief den Herrn also an, nachdem ich im Radio von der Vermietung erfahren hatte und vereinbarte einen Termin. Das Finanzielle regelte Mr. Polly.
Jetzt haben mich die lieben und lustigen Hühner nach zwei wundervollen und spannenden Wochen wieder verlassen und ich verdrückte das eine oder andere Tränchen. Denn sie sind mir selbstverständlich ans Herz gewachsen, die Lieben. Zwei braune Legehybriden und zwei Deutsche Sperberinnen wohnten für 14 Tage in meinem Garten. Ganz junge Damen waren die vier, die noch keine Namen hatten und auch noch nicht regelmäßig Eier legten. Aber um die Versorgung ging es mir primär ja gar nicht, sondern vielmehr um die Freude am Huhn. Und die hatten wir. Definitiv!
Gleich beim Einzug, glücklicherweise im Beisein des Züchters, büxte uns eine der Sperberdamen, die später von mir den Namen Lilit bekam, aufs Nachbargrundstück aus. Glücklicherweise konnte er sie unmittelbar wieder einfangen, bevor Schlimmeres passierte. Sie pickten und scharrten gleich vom ersten Tag an fröhlich auf unserem Grundstück und die Nachbarskinder hatten ihre helle Freude. Denn die beiden Legehybriden, die kurzerhand auf die Namen Amy und Mari hörten, fraßen sehr schnell aus der Hand, ließen sich streicheln und sogar hochheben und ein bisschen knuddeln.
Anfangs waren die Damen noch eher still, doch je länger sie bei uns zu Hause waren, desto gackerfreudiger wurden sie. Sie hatten Mr. und Mrs. Polly schnell erzogen und erschlichen sich durch fröhliches Gackern und Hinterherlaufen auch immer mal wieder zwischendurch ihre Snacks. Ihre Leibspeise: Mehlwürmer. Mit Mehlwürmern aus dem Zoobedarf gelang es uns, auch Lilit und die andere gesperberte Dame, Bella, dazu zu bewegen, dass sie aus der Hand fraßen. Und wann immer ein Snack in Aussicht stand, wurden die Chicas so richtig wild und fingen auch bald an, nach oben in Richtung unserer Hände zu flattern.
An einem Abend erschraken wir mächtig, als Mari plötzlich über den Zaun geflattert kam. Glücklicherweise gehörte sie zu den Hennen, die sich leicht hochheben und somit wieder in ihr Territorium befördern ließ. Eine wilde Jagd oder gar Rettungsaktion blieb also glücklicherweise aus.
Natürlich hatte ich mich im Internet und über Bücher informiert, welche Nahrung besonders gesund und schmackhaft für die Chicks ist und so standen Mr. Polly und ich öfter mal in der Küche und kochten – ja – Hühnerfutter. Doch die Damen waren schleckig. Nicht alles wurde nach zunächst wildem Gackern akzeptiert. Manches wurde kurzerhand wieder aussortiert. Tja, warum sollten wir andere Erfahrungen machen als Mütter und Väter mit kleinen Kindern, hahahaha!
Einmal war zur Schlafenszeit so richtig was los. Denn während Bella, Lilit und Amy längst auf ihren Stangen im vom Züchter mitgebrachten Hühnerstall saßen, gackerte Mari wie wild und rannte um den Stall herum, wie eben ein aufgescheuchtes Huhn. Der Übeltäter war schnell gefunden: Es war die Nachbarskatze, die um unser Hühnergehege herumschlich, die ich dann kurzerhand verjagte und Mari auf diese Weise dazu verhalf, sich schnell wieder zu beruhigen.
Jeder fragt sich jetzt bestimmt „und was ist mit Eiern?“ Eier gab es, doch es dauerte ein kleines bisschen. Einen Tag vor meinem Geburtstag legte Mari ihr erstes Ei. Danach passierte tagelang erstmal nichts. Doch auf einmal schien der Bann zu brechen. Wir erhielten erst täglich zwei, dann drei, und an den letzten beiden Hühnertagen sage und schreibe vier Eier von unseren lieben Hühnern. Es war unfassbar. Als wollten sie uns zum Ende der gemeinsamen Zeit noch ein ganz besonderes Geschenk machen.
Insgesamt waren wir überrascht, was für ein Kraftakt für so ein Huhn es ist, ein Ei zu legen. Durchschnittlich 30 Minuten verbrachte jede Henne im Legenest, bis das Ei tatsächlich draußen war. Manchmal wollte es im ersten Anlauf auch gar nicht klappen und sie benötigten weitere Versuche. Beobachtet man das selbst, so hat man noch mehr Respekt vor diesen wunderbaren Tieren und dem Geschenk, das sie uns fast täglich machen. So erging es zumindest uns.
Nach dieser Erfahrung weiß ich jetzt ganz sicher, dass ich mir langfristig eigene Hühner anschaffen werde. Besonders schön war auch, dass die Nachbarn sich sehr offen zeigten und sofort ihre Unterstützung bei der Hühnerversorgung anboten, wann immer wir verreist sind. Bei den Pollys wird es also spätestens 2022 oder 2023 eigene Hühner geben, die dort fest einziehen werden.
Ich hoffe, mein Hühnerbericht hat euch Freude gemacht und vielleicht auch ein bisschen die Neugier für diese zauberhaften und lieben Tiere geweckt. Wer sich für die Hühnermiete interessiert und in Baden-Württemberg wohnt, darf mich selbstverständlich gerne kontaktieren, dann stelle ich, sofern gewünscht, den Kontakt zum Züchter her.