Darüber kann ich nun so ein bisschen erzählen, weil dies schön öfters auf kam und man dort auch differenzieren muss, woher diese Auffassungen kommen und inwiefern es in "Ordnung" ist in einigen Teilen.
1. Nein, denn nur weil ein Duft einem gefällt oder eher eben sehr gut empfunden wird, heißt dies nicht, dass ich den Duft passend für mich zum Tragen empfinde. Man sollte sich immerhin auch wohl beim Tragen des Duftes fühlen, was nicht immer garantiert ist, nur weil er einem gefällt.
Ein Duft kann einem thematisch sehr gut gefallen, aber man will nicht unbedingt daran riechen. Oder man findet sich in einem Duft nicht wieder, weil es sich einfach nicht ganz passend zum eigenen Selbstbild entspricht. Dazu sieht man manche Düfte eher an anderen Personen, als an sich selbst. Wenn du einen speziellen Duft aus der Kindheit kennst und es mit einer Person verbindest, dann willst du vielleicht nicht unbedingt den Duft selbst tragen, weil du ihn eben mit einer anderen Person als erstes verbindet, aber trotzdem gefällt dir der Duft. Manche Düfte finde ich auch sehr schön, aber würde sie nicht tragen, weil ich als erstes direkt an eine Frau denken muss und ich dann auch nicht das Bedürfnis direkt habe es selbst zu tragen, als lieber es zu riechen. Ein Kleid kann man ja auch sehr schön finden, doch würde es nicht unbedingt tragen, weil man es nicht passend finden würde an sich selbst.
2. Teilweise hat es mit dem kulturellen und sozialem Hintergrund zu tun, dass manche Duftnoten etwas maskuliner / femininer tendieren oder eben neutral sind, was eben mit einigen verbundenen Eigenschaften hergeleitet wurde. Dies ändert sich je nachdem auch, wo man in der Welt ist oder durch Veränderung über Zeit. Damals galt rot als Farbe für Jungs und in unserer Zeit haben Jungs eher blau und Mädchen rot/rosa, wobei dies nun auch neutraler wurde teils. Düfte selbst muss man noch einmal anders betrachten als die Duftnoten. Düfte bestehen ja aus mehreren Duftnoten und meistens, je nach dem welche Duftnoten präsenter sind, kann der Duft in eine Richtung tendieren. Einige beliebte Düfte für Männer sind süß, weil es aktuell sehr beliebt ist, einiges an Damendüften war damals nicht unbedingt süß, sondern hatten animalische Züge und waren herber wie Chypre Düfte.
3. Nein, mache mir darüber keine großen Sorgen. Wenn ich einen Duft passend genug für mich selbst empfinde, dann ist es so. Hier kommen die oberen zwei Punkte zusammen. Wie es vermarktet wird ist mir nicht so wichtig, wie mein eigenes Empfinden. Mich stört es nicht, wenn ein Duft ins Feminine tendiert, sofern es mir nicht zu feminin dann wäre. Immerhin haben wir Menschen ja auch maskuline und feminine Züge in uns, die entweder etwas stärker sind oder ausgeglichener, mit Androgyn. Düfte werden ja nur so beworben, um einen Richtwert zu geben, in welche Richtung es tendieren könnte aus Marketing Sicht. Black Orchid Eau de Parfum wird an Frauen vermarktet, aber schau mal wie viel % an Männern ihn haben.
Viele klassischen Düfte werden teils auch von Männern getragen, obwohl sie an Frauen gerichtet sind, was aber auch teils davon kommt, dass damals viel mehr Parfüm an Frauen gerichtet wurde, weil sie eben die große Käuferschicht waren. Unisex wurde ja von Calvin Klein mit CK One Eau de Toilette damals so richtig beworben, weil man einfach eine größere Käuferschicht abdecken wollte und dann wurde auf den Zug aufgesprungen.
Im Ticker hatten wir es letztens, wie manche Männer komplimente von andern Männern bekommen haben, als sie einen Damenduft getragen haben, was eben teils daran liegt, dass manches im Trend ist und zum anderen es von einer männlichen Person dazu noch getragen wird. Vanille ist so ein gutes Beispiel, es ist bei einigen Männern aktuell beliebt, Beispiel Layton , doch eigentlich wäre Vanille eher eine femininere Note, doch weil süß im Trend bei Männerdüften teils ist, funktioniert dies so gut. Ich selber kann Vanille sehr schwer tragen, weil es nicht zu mir passt und wirklich eher auch feminin notiert ist für mich, was teils auch daran liegt, dass, sofern ich mich nicht gerade irre, die Muttermilch teils an Vanille erinnert und wir es eben dadurch mit Frauen verbinden eher.
5. Schwere Frage. Das es eine Tendenz zu eher maskulin oder feminin gibt, finde ich teils in Ordnung, vor allem wenn Personen etwas spezifischer suchen oder sich auch sehr bewusst sind, ob sie eher dies ein oder andere eher bevorzugen, manche suchen ja bewusst maskulinere oder femininere Düfte, weil sie dies eben so mögen. Unisex finde ich als Begriff selbst immer etwas schwierig, dass vieles für beide Geschlechter vermarktet wird, ist für mich nicht das Problem, sondern eher wie ich Unisex betrachte. Für mich ist ein Duft wirklich Unisex, wenn der Anteil von maskulinen und femininen Noten gleichstark aufeinandertreffen und sich kontrastrieren, was aber nicht unbedingt für die meisten Unisex Düfte unbedingt gilt immer. Ich mag zum Beispiel sehr gerne auch Naturdüfte und die sind für mich nicht Unisex, sondern ich betrachte sie dann eher neutral, weil ich an kein Geschlecht denken muss.
Somit brauchen wir diese Tendenz ? Nein. Kann sie hilfreich sein? Ja, sofern man sich dem bewusst ist, dass es eine Tendenz ist und von der Person abhängig.
4. Zum einen verständlich, dass man sich teils darüber gedanken macht, doch dies hat ja auch damit zu tun, wie stark feminin oder maskulin man selbst etwas wahrnimmt. Bleiben wir mal bei dem Layton, der wurde letztens im Ticker besprochen und manche empfanden ihn maskulin, wie er eben beworben wird, aber andere eher feminin. Ich bin heterosexuell und trage auch gerne blumige Düfte teils, wenn sie mir nicht selbst zu feminin wirken, dann mache ich mir da auch nicht den Gedanken, dass er auf eine Frau zu feminin wirkt unbedingt. Insgesamt spielt das eigene Auftreten dabei mit, ob der Duft so bei anderen auch funktioniert an uns. Natürlich muss ich aber auch zugeben, dass ich bei einem Duft, den ich als sehr maskulin wahrnehme, manchmal auch mich noch etwas selbstbewusster fühle teilweise. Wenn es für die andere Person nicht passt, dann passt es einfach nicht gemeinsan, so ist es dann. Doch am Ende ändert sich dadurch nicht viel, denn die Sexualität einer Person und das Geschlecht haben nichts mit maskulinen oder femininen Charakterzügen zu tun. Ob es dem anderen Geschlecht gefällt, ist ja eigentlich nur wichtig, wenn es um die sexuelle Partnerwahl geht, sonst kann es ja auch egal sein.
Zum Fazit noch einmal: Die eigene Wahrnehmung sollte entscheidend sein fürs selbst Tragen, ob etwas für einen so in Ordnung ist oder nicht. Unser eigener Anteil von maskulin und feminin sind immerhin auch unterschiedlich, sodass es für uns zwar nicht passen muss, aber für jemand anderen passen kann. Und im Grunde ist es egal, weil wir uns wohl fühlen müssen und die andere Person sich auch. Wenn wir etwas unpassend selbst als unpassend empfinden an einer anderen Person, dann ist es eben so, doch wir sollten trotzdem versuchen weiterhin höfflich zu bleiben.
Ich hoffe mal, dass ich ein wenig deine Fragen ausreichen beantworten konnte und es am Ende nicht vielleicht sogar zu viel war oder nicht ausführlich genug.