Guten Morgen zusammen!
Ich glaube, ein Teil der Diskussion hier entsteht auch deshalb, weil wir als Parfum-Freaks hier einfach vergessen, dass wir anders auf Parfum schauen als die meisten anderen Menschen.
Sofern wir noch alle Sinne beisammen haben, werden wir sicherlich bis ins Greisenalter immer schauen, neue Parfums zu entdecken und auch neue Lieblingsdüfte finden. Viele andere Menschen, denen Parfum nicht so wichtig ist, finden irgendwann im Laufe ihrer Jugend einen Duft, den sie gern tragen. Dann läuft ihnen irgendwann noch ein zweiter über den Weg, den sie auch gern tragen und dann bekommen sie irgendwann vielleicht noch einen geschenkt, einer wird eingestellt, dann suchen sie nochmal einen neuen, wenn der Flakon des eingestellten leer ist.
Ja, mag sein, dass heute, wo es überall viele Düfte gibt und die Gesellschaft insgesamt etwas wohlhabender ist als damals, Jüngere noch ein paar Düfte mehr kennen/hatten. Die kennen dann, wenn sie alt sind, vielleicht 10 Düfte und nicht 5. Für uns zu vernachlässigen wenig.
Aus irgendeinem Grund sucht man jetzt - wie der Threadersteller - einen Duft für jemand alten. Vielleicht als Geschenk, vielleicht auch als Zielgruppe.
Und jetzt kommt der - meines Erachtens falsche - Gedanke ins Spiel, die Leute würden nur das schön finden, was dem ähnelt, was sie kennen.
Wenn man so denkt, dann kann man sich natürlich einfach fragen, welche Düfte modern waren, als die jeweilige Person/Gruppe etwa zwanzig war. Dann ist da wohl ein Duft dabei, den sie aus ihrer Jugend kennt. Bei so einem erinnerungsträchtigen Duft ruft man vielleicht die Freude der Erinnerung hervor, an Partys, die erste Liebe, die beste Freundin.
Aber dann hat man die Menschen quasi in ihrem "eigenen Saft" gelassen. Das empfinde ich als eine Einschränkung. Vielleicht empfände der alte Mensch etwas neues als inspirierend und würde die schöne neue Dufterfahrung der Gegenwart lieben.
Meine Mutter, 81, würde jetzt nicht aktiv in einer Parfumerie nach einem neuen Duft suchen, aber als ich ihr vor einigen Jahren, frisch hier bei Parfumo, mal einen riesigen Haufen Proben mitbrachte, da interessierte sie sich zu meinem Erstaunen am meisten für Gourmands. Die waren für sie eine völlig neue und faszinierende Erfahrung. Ich ließ ihr alle Abfüllungen und Proben von Gourmands da, die sie nach und nach begeistert aufbrauchte. Und nach weiteren Tests wollte sie dann Alien Eau de Parfum als Flakon haben und nach testen von 12 Replicas, wünschte sie sich "Replica - Lazy Sunday Morning | Maison Margiela" .
Egal wie alt Ihr seid: Würdet Ihr auf die Düfte der eigenen Jugend/ Eure ersten Düfte reduziert bleiben wollen? Bestimmt nicht. Zumindest mir geht es so: Ich erinnere mich gern an meine ersten Düfte, aber tragen wollen würde ich sie jetzt fast alle nicht mehr, manche habe ich noch noch aus Nostalgie da, weil sie mich an Menschen erinnern, die sie trugen oder an Zeiten als ich sie trug.
Also meine Antwort auf die Frage lautet: Wenn man es sich einfach machen will, nimmt man einen Duft, der modern war als die Person etwa 20 war und hofft, dass es dann nicht gerade der verhasste Duft ist, den sie trug als der Partner Schluss machte oder der Duft war, der in ihrem Freundeskreis aus irgendeinem Grund verpönt war.
Wenn man wirklich neue Begeisterung für einen Duft wecken möchte, dann ist das Alter völlig irrelevant: Dann heißt es testen lassen!