Einladung zum Tee
Ich bin Teedrinker. Es vergeht eigentlich kein Tag, ohne dass ich mindestens eine Tasse trinke. Meistens sogar deutlich mehr. Zu jeder Jahreszeit, denn mir ist nie zu warm für einen Tee. Morgens gibt es meist einen Schwarztee (am liebsten English-Breakfast-Tea oder Earl-Grey mit der tollen Bergamottenote und einem Schuss Milch) oder einen Grüntee, manchmal pur, lieber aber mit verschiedenen Beigeschmäckern wie Zitrone(ngras), Ginseng, Ingwer, usw. Im Laufe des Tages greife ich besonders in der kalten Jahreszeit gern zu wärmenden Gewürztees und Chais, ebenfalls mit einem Schlückchen Milch und auch Kräutertee-Mischungen mag ich gern, vor allem am Abend. Nur Früchtetees, die tiefroten, mag ich nicht.
Genauso umfangreich wie die Auswahl im Teeregal ist die Vielfalt der Teenoten in Düften. Im Laufe der Zeit sind mir die verschiedensten Kompositionen unter die Nase gekommen und einige von ihnen beherberge ich inzwischen als Abfüllungen oder Flakons. Die nachfolgende Listung hat natürlich keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit und (Spoiler: nicht jeder Duft mit Teenote ist auch automatisch ein authentischer Teeduft), dennoch möchte ich gern zum Zwecke der Inspiration meine Eindrücke der von mir getesteten Düfte mit euch teilen. Kurz: Ich lade euch herzlich zur kleinen olfaktorischen Teestunde ein.

Starten wir mal ganz allgemein und unspezifisch mit "Tee". Obwohl die meisten Düfte eher mit namentlich genannten oder genauer spezifizierten Teesorten aufwarten, gibt es eben auch einige, in denen die Teenote nicht genauer betitelt wird:
Warni Warni beispielsweise startet mit grün-herben Teeauftakt, bevor er sich über eine frisch-saubere Orangenblüte hin zur Moschusbasis entwickelt.
Armani Privé - Figuier Eden könnte man als Teeduft mit Feige bezeichnen, wobei Feigenduft mit Tee vermutlich die korrektere Darstellung ist. Die grüne Feige steht im Vordergrund und wird vom Tee, einer Prise rosa Pfeffer und einer zartpudrigen Iris in Szene gesetzt: Elegant, feenhaft und flüchtig.
Kräftig und würzig ist der Tee in
Cendres de Thé umgesetzt: Holzig und myrrhisch und gleichzeitig frisch, ohne dabei zu zitrisch zu sein.
In
Silver Mountain Water spielt der Tee eine deutlich untergeordnete Rolle, bringt aber die grünen Nuancen in den Duft.
Ähnlich auch in
Remix Cologne Edition 2018, wo man den Tee zwar nicht vordergründig vernehmen oder identifizieren kann, er aber die Zitrusfrüchte mit einem leichten Eistee-Feeling abrundet.

Bei der Herstellung von Grünem Tee werden die Teeblätter nicht fermentiert, wodurch er verglichen mit Schwarztee milder und frischer schmeckt.
Eau de Memo ist durch die Kombination mit der hellen, eleganten Ledernote ein eher ungewöhnlicher und besonderer Teeduft. Der grüne Tee wirkt hier kühl und durch die große Portion Zitrik sehr erfrischend.
In
Aqua Allegoria Teazzurra wird die Grünteenote von diversen Zitrusfrüchten und ein paar blumigen Nuancen begleitet. Der Gesamteindruck ist spritzig, kühl und erfrischend. Leider ist er, wie die meisten anderen Aqua Allegoria-Kompositionen, eher kurzweilig.
Bei
Yu Sōn wird der herbe grüne Tee maßgeblich von der frischen, saftigen Mandarine untermalt. Im Verlauf wird er durch Iris und Orangenblüte von pudrig-cremiger Blumigkeit ergänzt.
Hegoa verbindet den Grüntee mit grüner Zitrik, die an Zitronengras denken lässt und entwickelt sich über die Rose im Herz hin zu einer sauber-seifigen Basis.
Marbella, der zwar über eine Grünteenote im Herzen verfügt, ist kein typischer Teeduft. Die Teenote ist nur schwach wahrnehmbar, verleiht aber im Gesamteindruck eine herbe, grüne Note, was dem sonst blumig-fruchtigem Duft eine sommerliche Frische und Leichtigkeit verleiht.
Ein erfrischendes Tee-Cologne ist
Gunpowder Cologne, wo spritzige Bergamotte und frisch-herber Grüntee dominieren und auf einer clean-weißen Moschusbasis schweben.
In
Aqua Allegoria Mandarine Basilic und
Aqua Allegoria Herba Fresca hat der Tee eher eine Nebenrolle inne. In ersterem ergänzt er die saftig-frische Mandarine und das Basilikum durch eine grün-herbe Nuance, in zweiterem rundet er die kühle Minze zu einem Minztee ab.
Pomelo Sorrento startet wie der Name schon sagt mit herber Zitrik und grün-minzigem Einschlag. Der Tee kommt erst im Verlauf zwischen den Blüten etwas zur Geltung bevor die weiche, leicht bepuderte Basis übernimmt.
Einen simplen, spritzig-grünen Teeduft bekommt man mit
Fuji Green Tea. Die Haltbarkeit ist zwar Eau-de-Cologne-typisch nicht mit höheren Duftölkonzentrationen zu vergleichen, aber die frisch-kühlende Komposition lädt an heißen Tagen geradezu zum Nachsprühen ein.
Der aus China stammende Oolong ist zwischen grünem und schwarzem Tee einzuordnen. Entsprechend findet man auch Düfte, die je nach Konzeption mehr in Richtung Grüntee (frisch, zitrisch, sommerlich) oder eben eher in Richtung Schwarztee (würzig, herbstlich/winterlich) tendieren.
Wūlóng Chá Extrait de Parfum ist hier der wohl bekannteste sommerliche Vertreter. Nach kräftigem Zitrus-Auftakt steht die erfrischend-herbe Teenote im Mittelpunkt. Trotz der Einordnung zwischen Grün- und Schwarztee, kommen in dieser Komposition eher die grünen Eindrücke zum Vorschein und machen ihn damit für mich zu einem perfekten Begleiter an warmen Tagen.
Oolang Infini ist ebenfalls ein Frischling. Der zitrische Auftakt geht über in die von blumig-süßem Jasmin begleitete, leicht rauchige Oolongnote auf zartem Leder und weichem Moschus.
Amber Empire hingegen fällt in die orientalische, herbst- und wintertaugliche Rubrik. Der leicht rauchige Oolong wird hier mit balsamischen und harzigen Noten und Vanille zu einer warm-ambrierten, süßen Mischung.
Noir Okoumé setzt noch einen drauf und ergänzt die mild-rauchige Teenote mit mehr Rauch. Dazu kommen harzige und balsamische Eindrücke und ein Hauch Puder.

Bei der Herstellung von Schwarztee werden die Teeblätter fermentiert, was für den charakteristischen Geschmack sorgt.
Im
Gris Charnel Eau de Parfum kommt die Schwarzteenote mit einer Prise Kardamom im Kopf und Tonka in der Basis daher, sodass Assoziationen zu Gewürztee bzw. Chai in den Sinn kommen. Feige und Sandelholz runden den Duft ab, sodass Würze und Cremigkeit schön in Balance gehalten werden. Er passt besser zum kühleren Wetter und ist damit (wie viele Schwarzteedüfte) eine Ausnahme unter den Teedüften, die sonst in der Mehrheit als Sommerdüfte eingeordnet werden.
I-III Russian Tea passt ebenfalls gut in die kühlere Zeit. Der Tee ist hier kräftig und lange gezogen und seine Würze wird von rauchigen und ledrigen Noten flankiert, die ihn wirklich speziell machen.
Ebenfalls speziell ist die süß-cremige Umsetzung in
IV-I Lost Alice, wo der Tee als Milchtee daherkommt und von pudriger Iris und ungewöhnlicher Karotte begleitet wird.
Auch
L'Ombre des Merveilles weis geschickt aus der Reihe der zitrisch-grünen Teedüfte zu tanzen. Der kräftige, leicht krautige Tee wird begleitet von ätherischem Weihrauch und dezenter Tonka-Süße und erweckt einen holzig-würzigen Dufteindruck.
In
Beyond the Wall ist die Schwarzteenote so geschickt verwoben, dass man sie einzeln kaum herausriechen kann: Würzig-holzig und mit einer guten Portion cremiger Süße werden auch hier Assoziationen zur kühlen Jahreszeit geweckt.
Molecule 01 + Black Tea ergänzt die bekannte, holzige Iso-E-Super-Basis um eine frisch-zitrische Schwarzteenote mit dezenten floralen und würzigen Anklängen.
Kräftig-aromatischen Schwarztee gibt es in
Thé Noir 29 Eau de Parfum, kombiniert mit Holz und krautigen Noten entsteht ein dunkler, entspannender Duft, bei dem dann und wann mal eine kleine Feige hervorlugt.
Bei
Osmanthe Kōdoshān findet man authentischen, frisch gebrühten Schwarztee, eingerahmt mit blumig-fruchtigem Osmanthus und milder Tabak-Anis-Würze.
Mesmerising Oudh Accord & Gold Eau de Toilette kombiniert die Schwarzteenote mit viel Gewürz, Myrrhe und Tabak zu einem dunklen, warmen Duft mit balsamischen Einschlägen, leichter Süße und schüchternem Oud.
In
Lothair wird der dezente Schwarztee maßgeblich von Feigenduft und Lavendel flankiert, sodass neben dem holzig-würzigem Gesamteindruck auch Fougère-Assoziationen aufkommen.
Leider ist
5.1 Suede Osmanthe trotz der angegebenen Schwarzteenote nicht wirklich als Teeduft zu bezeichnen. Der Schwarztee kommt zwischen fruchtiger Aprikose und lautem Leder kaum zu Wort.
Ein seltener Frischling unter den Schwarzteedüften ist
12 Hyperessence Matale. Im Auftakt zitrisch-minzig und kühl, fast ätherisch oder leicht medizinisch, später würziger mit rauchigen Sprenkeln, ein wenig wie Aromatherapie.

Ebenfalls zum Schwarztee, wenn auch etwas spezifischer bezeichnet, zählen die folgenden:
Der allseits bekannte
Imagination repräsentiert den chinesischen Schwarztee: Dieser hat im Duft zwischen Zitrusauftakt und Holzbasis seinen Auftritt. Eine Komposition, die sich derzeit offenbar größter Beliebtheit erfreut.
Assam of India vereint die Note des indischen Tees (Assam ist das größte zusammenhängende Teeanbaugebiet in Indien) mit spritziger Zitrone zu einem simplen, jedoch belebenden und stimmungsaufhellenden Genuss. Wie Schwarztee mit viel Zitronensaft.
Der chinesische Lapsang Souchong ist eine eine geräucherte Teespezialität. In
Tea for Two wird dieser Rauchtee in Szene gesetzt. Während der Auftakt noch kräftig-weihnachtswürzig mit etwas Ingwerschärfe daherkommt, wird der Duft im Verlauf weicher, honigsüß und wärmend.
Ebenfalls geräuchert, wenn auch nicht sorten-spezifiziert, ist der Tee in "Néroli Outrenoir | Guerlain". Nach kurzem zitrisch-herben Start, tritt der Tee in edler Kombination mit der süßlichen Orangenblüte in den Vordergrund, bevor der Duft weich und cremig ausklingt.
Den allseits bekannten Earl Grey-Tee gibt es in
Malabah Eau de Parfum: dezent gesüßt, mit einer saftigen Scheibe Zitrone und einer Prise feinster Gewürze. Auch in "Still | Jennifer Lopez" ist er deutlich zu erschnuppern. Etwas ungewöhnlich mutet die Kombination mit dem Reiswein an, der den herben Tee allerdings lieblich abrundet. Dazu ein Spritzer Mandarine, sonst eher blumige Frische.

Unter Ceylon-Tee fasst man verschiedene auf Sri Lanka angebaute und verarbeitete Teesorten zusammen: In
Oranges Bigarades kommt der Tee kräftig daher, als hätte man die Ziehzeit deutlich überschritten. Mit dem Pfeffer bildet sich eine herbe Würze, die allerdings durch die saftige und fruchtige Orange schön abgerundet wird. Durch die Würze wirkt dunkler und einhüllender als viele andere zitrische Teedüfte. Dennoch hat er gleichzeitig auch eine gewisse Art von Frische, sodass er einen wunderbaren Übergang von den vielen frischen Sommerdüften hin zu den wärmeren Herbst- und Winterdüften bildet.
Bei
Dear Polly Eau de Parfum kommt der Tee nach der anfänglich leicht synthetischen Apfelnote zum Vorschein. Kühl, unsüß bis herb und mit ein wenig Zitrik und mit holzig-würziger Entwicklung.
"Ceylon | XerJoff" ist vermutlich nicht jedermanns "Cup of Tea". Für ungeübte Nasen mag es vielleicht sogar eine Herausforderung sein, den Tee zwischen der präsenten Animalik und dem kräftigen Oud zu erkennen.
Weißer Tee (benannt nach dem weißen Flaum auf den Blättern) wird ähnlich dem Grünen Tee hergestellt, jedoch schon kurz nach der Ernte erwärmt und getrocknet um jegliche Fermentation der Teeblätter zu vermeiden. In Düften wirkt er eher mild und zurückhaltend:
Intime Extime ist ein vanillig-holziger Pudertraum, in dem die Weißteenote keinen besonderen Auftritt hinlegt. Nicht tee-ig aber trotzdem schön.
Auch bei
Mon Amie la Rose steht der Tee eher im Kleingedruckten. Aber hier kann man sich immerhin noch vorstellen, ihn zu riechen, denn im grünen Auftakt liegt eine leicht herbe Note.

Matcha ist in der japanischen Teekultur verbreitet und bezeichnet den zu feinem Pulver vermahlenen Grüntee.
Poème de Sagano vereint diese Note mit saftiger Zitrik, natürlich grüner Frische und sanfter Moschusbasis zu einem unsüßen Duft für warme Tage.
In
Aqua Media Cologne Forte dominiert neben der trocken-herben Matcha-Note der krautig-gemüsig-grüne Fenchel, abgerundet durch die zitrisch-frische Bergamotte.
Im Gegensatz zu den viele asiatischen Tees stammt Mate aus Südamerika, wo er aus den Blättern des Mate-Busches hergestellt wird.
Der wohl bekannteste, wenn auch inzwischen eingestellte Vertreter ist
Valentino Donna Rosa Verde. Er startet zitrisch-spritzig und grün und geht dann über in den Grüntee-Duft, der sich durch eine gewisse Staubigkeit vom Mate und den leichten Ingwer-Kick auszeichnet.
Inlé Eau de Parfum verfügt dank Osmathus über ein pfirsich-samtiges Opening mit leichtem Minzeinschlag, bevor sich der trocken-herbe Mate und blumig-süßer Jasmin in der Herznote abwechselnd hervortun.
Ein sanfter, rosig-puriger Vertreter seiner Art ist
Poudre Matcha. So leise wie der Rest dieser Serie und dennoch weis er durch die zarte, einhüllende Umsetzung als Teeduft zu gefallen.
In
Between Two Trees Eau de Parfum tritt die Teenote stärker hervor, umrahmt von spritziger Grapefruit und ein wenig Lebkuchengewürz.
Armani Privé - Bleu Lazuli bietet nur einen kurzen Teegenuss im krautig-würzigem Auftakt, bevor er sich über die pflaumig-süße Herznote hin zu einer süß-holzigen, leicht cremig anmutenden Basis entwickelt.
Nicht heraus zu erkennen ist die Matenote in
The Ruthless Countess Dorothea. Dennoch hat der Duft im gesamten trocken-krautige Aspekte, die vermutlich durch etwas Mate unterstützt werden.
Jasmintee ist per Definition schon eine Teemischung, bei der der grüner oder teilfermentierter Tee mit Jasminblüten vermischt oder mit deren Aroma versetzt werden.
Hervorzuriechen ist er eher schwer, aber in Düften wie
Meliora,
Artemisia Eau de Parfum und
Don't Cry for Me wird er sicher seinen Teil zur den frischen, grünen und blumigen Dufteindrücken beitragen, ohne dabei einen der genannten zu einem Teeduft zu machen.

Ähnlich wie beim kulinarischen Teegenuss, wo man nicht nur sortenreinen Tee brüht, sondern auch feinste Teemischungen angeboten bekommt, wird auch bei Düften gern auf olfaktorische Teemischungen gesetzt:
Eine Mischung aus Grün- und Schwarztee findet man im
Armani Privé - Thé Yulong. Der Auftakt ist spritzig-herb, die Mandarine eher grün und im Herz wird die herbe Teenote durch die fast seifig wirkende Jasmin begleitet, sodass der Duft Frische und Gepflegtheit ausstahlt.
"Thé Pour un Été | L'Artisan Parfumeur" vereint grünen Tee und Mate. Die Teemischung wird nach zitrisch-herben Auftakt von viel lieblichem Jasmin begleitet.
Levitating kombiniert Ceylontee und Mate zu einer kräftigen, dunklen Teemischung. Im Kopf klingt noch Zitrik an, die bald von einen intensiven Gewürznelke begleitet wird. Im Verlauf wird der Duft wärmer, würziger und holziger.
Weißen Tee in Kombination mit Mate bekommt man mit
Thé Cachemire. Die Tee-Kombi ist hier grün und mild-herb und durch die Blüten lieblich abgerundet. Die Moschusbasis macht ihn weich. Gesamteindruck edel.
Eine feine und sehr authentische Mischung aus Matcha und Mate gibt es bei
The Moon and I. Der Duft verströmt den Eindruck von herbem, fast bitterem grünem Tee. Ein Spritzer Zitrik und verschiedene Nuancen von Süße, Würze, Rauch und Holz machen sich im Verlauf bemerkbar.
Je Ne Sais Quoi vereint die gleichen Teenoten, die Komposition ist aber -genau wie das Matcha-Pulver selbst- eher grün-pudrig bis staubig-trocken und mit einer ungewöhnlichen Puffreisnote akzentuiert.
Eine Mischung aus Grüntee und Matcha findet man in
Matcha Meditation. Der authentische Matcha-Auftakt verfliegt allerdings sehr schnell und lässt eine blumige Mischung auf süßlicher Basis zurück.

I Am Coming Home vereint die milden Noten von Jasmintee und weißem Tee. Ergänzt mit Zitrik im Auftakt, einer fruchtig-frischen Ingwernote und Kardamom auf milder Holz-Moschus-Basis ergibt sich ein gefälliger Sommer-Tee.
Tea Tonique vereint die etwas kräftigeren Noten geräucherten Tees mit grün-herben Mate. Der Auftakt erinnert durch die Bergamotte an Earl-Grey mit viel Zitrone. Im Verlauf treten Räuchertee und Muskat mehr in den Vordergrund, leider ist er da schon eher hautnah.
Winter Palace kombiniert roten Tee und Mate. Der Tee ist kräftig, die Zitrik saftig und die Unterlage warm, würzig und süßlich. Der Name mag manchem Irreführend erscheinen, da ein zitrischer Teeduft doch gut an warmen Tagen einsetzbar sein könnte. Gut passt er vermutlich auch dazwischen, im Herbst, weil er einen schönen Übergang aus der herb-zitrischen Sommerzeit in die balsamisch-vanillige Winterzeit darstellt.
Lapsang Souchong kobiniert mit Schwarztee findet man in
O, Unknown!: Neben den rauchigen Noten des geräucherten Tees kommen jedoch hauptsächlich die pudrige Irisbutter und trockenes Holz zur Geltung.
Jasmin d'Eau vereint die beiden Noten Jasmintee und Bergamotte-Tee (vermutlich eine Art Earl Grey) zu einem frisch-grünen Eindruck, der den freundlich-hellen Jasmin begleitet.
Auch einige ungewöhnliche oder selten in Düften gelistete Düfte sind mir bisher begegnet:
One Umbrella for Two verfügt über die seltene Note von Genmaicha-Tee, eine japanische Teesorte, die sich dadurch auszeichnet, dass der grüne Tee zusammen mit braunem Naturreis geröstet wird. Zusammen mit dem Schwarze-Johannisbeere-Knospe Absolue ergibt sich ein fruchtig-süßer Auftakt mit gourmandigen Anklängen, die den milden hellen Tee belgeiten.

Die etwas ungewöhnlicher Note des Minztees findet man in
11 Harmatan Noir. Der Tee aus authentischer frischer Minze riecht hier leicht gewürzt und gesalzen. Insgesamt eine seltene Mischung aus frisch-klar und krautig-trocken mit holzigen Begleiterscheinungen.
Eine Eistee-Note bekommt man mit
CK One Summer Daze. Nach fruchtig-spritzigem Auftritt der Kumquat, setzt die etwas herbere Teenote ein und wird mit einem Hauch Minze verfeinert.
Und dann gibt es da noch diese Schummler, deren Namen ganz eindeutige Indizien dafür sind, dass hier Tee im Spiel sein muss, obwohl er in den Noten nicht auftaucht:
Five o'clock au gingembre erinnert an eine Mischung aus Ingwertee und Schwarztee. Earl-Grey, um genau zu sein. Das ist mit Sicherheit auf die Zitrik der Bergamotte zurückzuführen. Diese, gepaart mit dem frischen Ingwer lässt den Duft im ersten Eindruck auch etwas kühl wirken. Im Verlauf wird er aber schnell würziger, süßer und wärmer und vermittelt so einen treffenden Eindruck traditionellen Britischen 5 Uhr-Tee.
Der sommerliche
Earl Grey & Cucumber kommt ebenfalls ohne Nennung einer Teenote in der Pyramide aus, aber die starke Bergamotte transportiert den Eindruck eines Earl-Grey Tees auch so. Im Gesamteindruck wirkt er wie kalter Earl-Grey, auf Eiswürfel gegossen und mit Gurkenscheiben garniert. Schmecken würde so ein Eistee wohl gewöhnungsbedürftig, aber als Duft bietet er einen angenehmen Frischekick.

Honorable Mentions die man bei diesem Thema mit erwähnen kann:
Green Tea Eau Parfumée ist ein vermutlich allseits bekannter und erschwinglicher Tee-Duft und bietet zusätzlich mit seiner immensen Vielzahl an Flankern für jeden den Geschmack eine passende Variation. Gleiches gilt für
White Tea Eau de Toilette und seine etwas überschaubarerer Flankerzahl. Bvlgari hat den Tees eine ganze Serie gewidmet und zur jeder „Teefarbe“ einen Duft lanciert: "Eau Parfumée au Thé Vert | Bvlgari",
Eau Parfumée au Thé Rouge,
Eau Parfumée au Thé Bleu, "Eau Parfumée au Thé Blanc | Bvlgari" und
Eau Parfumée au Thé Noir klingen allesamt spannend und sind von der Community solide bewertet. Für mich definitiv ein Must-Test, auch wenn sie inzwischen eingestellt sind.
Floraiku bietet -neben den oben bereits angeführten- einige weitere Düfte mit Teenoten an, die ich bisher noch nicht beschnuppern konnte:
Golden Eyes,
Just A Rose,
The Mountain Standing Still und
Wind in My Hand. Plus: die Flakons sind bei dieser Marke einfach ein Hingucker.
So, nun hoffe ich, dass euch der kleine Ausflug in die wundervolle Welt der Teedüfte gefallen hat und euch mit neuen Eindrücken und Inspirationen versorgen konnte. Welche Teedüfte wollt ihr denn unbedingt noch testen bzw. welche könnt außerdem noch empfehlen?
Oder mögt ihr etwa lieber Kaffee? 😉
Ich jedenfalls mache mir jetzt erstmal einen Tee ☕
Bilder: Pexels und Pixabay


Funkyfranzi

Ich bin mit Schwarztee zum Frühstück aufgewachsen (völlig untypisch für eine Süddeutsche), erst als Studentin bin ich auf extra-starken Milchkaffee (50% Espresso, 50% Milch, viel Zucker) umgestiegen um dann später doch wieder jahrelang komplett kaffee-abstinent zu werden. Heute trinke ich beides gerne, bevorzugt Kräutertees, mein absoluter Liebling ist dabei ausgerechnet der heftige Pfefferminztee namens "fränkisch krüll" - wobei gerade Minze für mich in Düften das reinste Kryptonit ist.
Meinen früheren Sommer-Freshy "Green Tea" von Elisabeth Arden habe ich mittlerweile mit "78 Vintage Green" von Banana Republic ersetzt (der in Deiner Liste leider fehlt), weniger Süße, mehr herbe Kante und deutlich haltbarer. Mehr Teeduft brauch ich wohl nicht, obwohl Deine Liste große Lust auf Tests macht...
Minze mag ich auch. Die aus dem Garten wird getrocknet und im Winter gebrüht oder im Sommer frisch mit Sprudelwasser aufgegossen und mit gekühltem Grüntee zu Eistee verarbeitet. Sehr vielseitig 😄
Deine Empfehlung wandert gleich mit auf die Merkliste!
Danke für deine Mühen und dein Wissen. Ich verneige mich :)
Ich selber bin auch begeisterter Teetrinker. Meine Lieblingssorten sind u.a. Weißer Tee (Pai Mu Tan) und eine bestimmte Grünteemischung aus China mit Jasmin- und Lavendelblüten (Tien Wang Cha).
Die Tees klingen beide sehr spannend und testenswert und wären auf jeden Fall auch was für den Thread "Das Parfumo Teehaus" 😊
Falls ich dir noch einen Lapsang Souchong Duft empfehlen darf, welcher mich sehr begeistert: Treacle von Pineward.
Trinken mag ich Tee übrigens auch gern :) Die Teewelt ist so vielfältig wie die Duftwelt.
Im Forum gibt es unter Off Topic den Thread "Das Parfumo Teehaus". Liegt nur leider seit einiger Zeit etwas brach...
Deine Empfehlung wandert auf die Merkliste, danke dafür!
Ich liebe beides.. Tee & Kaffee.. und trinke auch jeden Tag von beiden genüsslich.. und viel gefiltertes Wasser.. 😉
"Flowerbomb" von Viktor&Rolf entfaltet seine Teenote auf meiner Haut wunderbar trocken.. und früher trug ich "Contradiction" von CK, der zwar keinen Tee als Inhalt gelistet hat.. dennoch riecht er bei mir sehr klar nach Tee.
Herzliche Grüsse.
Flowerbomb hab ich, glaub ich, noch nie getestet. Den Contadiction hingegen schon. Aber ich erinnere mich nicht mehr genug, um sagen zu können, ob ich in auch so teeig wahrgenommen habe😅
Kaffeetrinker wegen den
vielleicht Gamma-Strahlen
gern gelesen ☺️
auch Radioaktiv ☺️
Ich gestehe: bei Teedüften kann ich nicht mitreden. Sollte ich mich in dieses Genre hineinvertiefen wollen, finde ich hier Orientierung mit bester Information ;))
Den Duft mag ich, nicht als Parfum aber dennoch gerne gelesen. Bin selbst eigentlich nur für Schwarztee ohne alles zu haben.
Wünsche deinem Blog dass er auf die Startseite kommt, es wäre verdient.
Viele Grüße von Teeliebhaber zu Teeliebhaberin 🙂
Vielen Dank für die vielen Informationen und ja, ich mag auch gerne Kaffee, aber Tee trinke ich auch täglich und in vielen Versionen. 😀
Kaffee mag ich übrigens zur Abwechslung auch gern mal. Aber tatsächlich gefällt mir der Duft von gerösteten Bohnen viel besser als der Geschmack von Kaffee 😄
Ich wollte es ganz bewusst so gestalten. Die objektive Betrachtung der Noten, Dufteindrücke und -verläufe ist für den Leser sicher hilfreicher, um neue Inspirationen zu finden, als meine persönliche 'mag ich'/ 'mag ich nicht' - Einschätzung.
das ist eine sehr schöne Übersicht zu Tee und Tee-Düften! 🤩
Ich selbst trinke auch fast ausschließlich Tee, allerdings mehr in Richtung Kräuter und Gewürze. Als Gewürz(tee)-Duft habe ich Un Crime Exotique für mich entdeckt. 😊
Den Un Crime Exotique kenne ich sogar. Leider hatte ich mir beim Testen keine Notizen gemacht, sonst hätte ich ihn bestimmt mit erwähnt 😊
das ist ja eine veritable Teeduft-Enzyklopädie! Von den von Dir genannten Parfüms werde ich sicherlich das eine oder andere noch testen. Bisher hatte ich noch kein rechtes Glück mit Teedüften. (Mit Kaffee aber auch nicht.)
Eine Marke, die für Dich interessant sein könnte, ist Chasing Scents. Ich habe noch keines der Parfüms getestet, aber ich habe gelesen, dass die Parfümeurin (Sandy Wong) ihre eigenen Tee-Extrakte hergestellt. In einem Beitrag auf Bois de Jasmin hieß es z. B. über Tea Service, es wiese eine "photorealistische Kombo von Jasmintee und Oolong" auf. ("photorealistisch" finde ich in dem Zusammenhang zwar unfreiwillig komisch, aber ich nehme an, "photo" soll einfach als Verstärkung für "realistisch" herhalten.)
Vielleicht trinke ich morgen früh zur Abwechslung mal wieder einen Tee.
Die Beschreibung ist wahrlich etwas unglücklich gewählt. Aber 'olfaktorealistisch' scheint es als Wort (noch) nicht zu geben 😄
Wahnsinn, was für ein toll geschriebener Artikel mit einer umfangreichen Teedüfte-Auflistung. Der hat ja absoluten Nachschlagecharakter! 🥰
So spontan fallen mir gerade keine weiteren zu nennenden Teedüfte ein. Ich habe einiges an Inspiration auf meine ML genommen, habe aber auch gemerkt, dass ich vieles bereits getestet habe und/oder als AF besitze.
Herzlichen Dank dir! Freu mich schon auf deinen nächsten Artikel ❤️
Liebe Grüße,
Kathi
Umso schöner ist es dass dennoch was für deine Merkliste dabei war 😊
Ich bin ja auch so 'ne Teetrulla, aber ich trink ihn lieber.
Malabah fand ich toll u. mit Diabolo Rosehab ich einen Nanaminzetee.
Und da ich den Pai-Mu-Tan sehr gerne mag, werd ich mich doch mal nach Düften mit weißem Tee umsehen.
Auf der Rosine Seite wird er schon länger nicht mehr geführt u. ich hab deswegen vor einer Weile mal eine Email geschrieben, aber keine Antwort bekommen.